Das wäre doch auch viel einfacher gegangen…

Ein erster Kommentar

Was für eine Woche. Nach dem es bis Donnerstagmittag so aussah als werde das AZ definitiv geräumt und abgerissen, haben wir jetzt einen legalen Rahmen für die nächsten 6 Monate („Nutzungsüberlassung“). Die gefundene Lösung erscheint nun allen Parteien & Kommentator_Innen „recht sinnvoll“ – und auch wir halten die Nutzung des Hauses  für sinnvoller als ein Leerstand oder Abriss ohne weitere Pläne.  Dabei ist oft zu hören: „Nur der Weg über eine Besetzung ist nicht der richtige gewesen“. Das sehen wir nach wie vor anders.

Die ‚Kampagne pyranha’ hat 1 1/2 Jahre für ein solches Zentrum bei Politiker_Innen und überall geworben. Der (damals gerade wahlkämpfende…) Roters erzählte uns in einem längeren Gespräch sogar, dass es ihm eine „Herzensangelegenheit“ sei. Passiert ist bei all diesen Gesprächen nichts – also wurde die Wiersbergstraße besetzt.
Auch ab diesem Zeitpunkt waren wir stets an einer legalen Nutzung interessiert. Der nun fast fertige Nutzungsvertrag entspricht weitgehend dem, was wir bereits grob im Sommer (mit der versuchten Anmeldung von Wasser&Strom und dem OK des Bauordnungsamts) und detailliert im Herbst (in einem Legalisierungsvorschlag an die Sparkasse, siehe hier) angeboten haben. Unser in der Presse öfter behauptete „Unwille zu Verhandlungen“ stimmt einfach nicht – den gesamten Polizeieinsatz hätte man sich daher sparen können.

Um es deutlich zu sagen: Erst die große und entschlossen gezeigte Solidarität aus Nah und Fern brachte die Sparkasse überhaupt dazu, über diese „sinnvolle“ Lösung zu reden. Und nur unsere Anwesenheit konnte sicherstellen, dass wir dabei nicht verarscht werden und das Gebäude zerstört, wie so viele andere Projekte davor. Eines sollte allen klar sein: Wenn wir nicht mit einer Besetzung ein Autonomes Zentrum geschaffen hätten, hätten wir auch das letzte Jahr auf der Straße verbracht. Wer ernsthaft seine Hoffnung auf bürokratische Institutionen und Parteien setzt, kann auch direkt auf das Paradies nach dem Tod setzen.

Trotzdem war der ganze Zirkus letzte Woche, die vielen schlaflosen Nächte, der Ausnahmezustand in Kalk etc. völlig überflüssig. Die ganze Chose hätte sich die Sparkasse und deren politische Verwalter im Rathaus sparen können, wenn sie einfach auf unser seit zwei Jahren vorliegendes Angebot eingegangen wären. Dann wäre auch alles einfacher gegangen. Das haben wir euch immer gesagt.

Wer behauptet das Autonome Zentrum wäre kein verlässlicher Gesprächspartner, versucht in Wahrheit darüber hinweg zu täuschen, dass er oder sie verantwortlich ist, dass tausende Menschen in Köln ein Ort vorenthalten werden soll, wo diese mit ihren Wünschen und Vorstellungen Raum finden. Dass diese Bedürfnisse ihnen im Zweifelsfall scheiss egal sind. Dass von ihnen die Initiative ausging diesen Ort mit aller Gewalt zu zerstören. Dass sie selber die Verantwortung für die Zustände tragen, in denen den meisten Menschen systematisch die Befriedigung ihrer Bedürfnisse verwehrt wird und sie diese Zustände auch noch krampfhaft und mit Gewalt durchsetzen.

Nun haben wir erst mal eine sechsmonatige Atempause, in der die voraussichtlich nächste Eigentümerin des Gebäudes, die Stadt Köln, jede Menge Zeit zum Überlegen hat.

Wir kämpfen uns derweil durch Papierberge, stehen in Kontakt mit unseren Anwält_Innen und der Rechtsabteilung der Sparkasse, müssen über Vereinsgründung, Brandschutzauflagen und vieles mehr entscheiden. Und wir werden jetzt zusehen, dass sich dieser ganze Kram in keinster Weise  auf die Kreativität und Initiativen hier im Haus und die mit den im kapitalistischen Rechtssystem völlig unvereinbaren basisdemokratischen Entscheidungsprozesse auswirkt, aber das kriegen wir schon hin. (Über unsere allgemeinen Ansichten zum Thema Mietverträge, Vereine, Vorstände etc. können wir uns ein anderes Mal auslassen – bis dahin empfehlen wir z.B. die Texte der Roten Flora in Hamburg)

Strom- und Wasseranschluss brauchen wohl noch einige Zeit und der geplante Geburtstag (15./16.4.) muss eventuell etwas abgespeckt werden, doch wir sind zuversichtlich dass wir auch das schaffen. Außerdem erfahren wir nach wie vor große Unterstützung bei allen Aufgaben vor Ort.

In diesem Sinne: (K)ein Tag ohne!

 

 

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