Bericht von den Stadtgesprächen mit OB Reker

Köln wird wachsen und hat in den nächsten Jahren viel zu tun. Lange hat die Stadt nicht wahrhaben wollen, dass sie den Bedarf falsch eingeschätzt hat: zu wenig Schulen, kaum bezahlbarer Wohnraum und unsichere Fahrradwegen. Was absolut nicht fehlt sind Straßen, Parkhäuser oder Konsumtempel, Luxuswohnungen und die
Spekulationen von Investor*innen.

Beim Stadtgespräch machte Oberbürgermeisterin Reker die Bemühungen deutlich, alle Interessen unter einen Hut bekommen zu wollen. Es könne aber auch einige Zeit dauern, bis dies Früchte trage. Die Bürger*innen wurden angehalten, auf Mind Maps und mit Bällen die dringensten Punkte zu benennen. Der Mitmach-Parcours wurde von vielen Bürger*innen angenommen. Es wurde sehr deutlich, was die Bürger*innen brauchen und wo das Problem bei vielen politischen Entscheidungen liegt: Demokratie nach Kassenlage.
Alles müsse sich rechnen, sonst würde es nicht unterstützt. Das letzte Wort hat in dieser Denke der Kapitalismus zusammen mit der Verwaltung. Öffentliche Aufgaben müssen sich allerdings nicht rechnen, sie dienen der Allgemeinheit und dem Allgemeinwohl und nicht dem Profitstreben. Auch der soziale Wert davon ist nicht berechenbar, auch nach zweihundert Jahren konnte hierfür keine Formel gefunden werden.

Immerhin: Die Hallen Kalk sollen in der Hand der Bürger*innen bleiben, in Form von Genossenschaften. Initiativen und Bürger*innenkollektive überlegen sich derzeit Zwischennutzungskonzepte. OB Reker versprach sich um alle Anliegen zu kümmern. Auf die Forderung hin, das AZ an der jetzigen Stelle, Luxemburger Straße 93 zu belassen, erwähnte Frau Reker bestehende Interessenkonflikte, die das schwer machen würden. Welche Konflikte das sein sollten, ließ sie offen. Uneinleuchtend in unseren Augen. Man könnte das AZ ohne weiteres in den Grüngürtel integrieren. Wir haben hierfür ein Konzept vorgestellt, welches die Stadt bis heute nicht bewertet hat. Wir haben den Eindruck, Selbstbestimmung und Basisdemokratie sind unerwünscht. Das stößt natürlich dem einen oder anderen Adenauer-Fan auf, der überlesen hat, dass sogar Adenauer Jugendzentren im Grüngürtel forderte.

Wir meinen: Das städteplanerische Konzept „ParkstadtSued“ passt perfekt zu unseren Vorstellungen einer Stadt mit Zukunft. Wir vereinen Offenheit, Urbanität, Unkommerzielles und Vernetzung, so dass es eine Schande für die gesamte Atmosphäre in der Stadt wäre, unsere Keimzellen der Zukunft zu verdrängen.

Wir können keine Wunder vollbringen

– Henriette Reker, Stadtgespräch Kalk

Die Stadt hat genug „Wunder“ zu vollbringen. Lasst es uns selbst in die Hand nehmen, wir vollbringen die ganze Zeit das Wunder, unterschiedliche Menschen solidarisch, gleich und frei zusammenkommen zu lassen. Aus dieser Zusammenkunft entspringen wundervolle Ideen und tolle neue Ansätze. Dazu braucht es keinen Zauberstab, sondern zwischenmenschliche Augenhöhe, Vertrauen und den Willen zur Veränderung. Jeden Tag. Auch ohne „Auftrag“ eines Städteplaners oder Investors.

Fazit: Die Verwaltung hat zu oft das letzte Wort, entgegen aller Wünsche der Bürger*innen. So werden viele gute Wege gar nicht erst eingeschlagen. Die Bürger*innenbeteiligung war gut besucht und gut durchmischt. Die Stimmung war inspirierend und anregend. Ungern gaben uns die Städtischen das Wort, doch die Unterstützung seitens der Bürger*innen war enorm. Das Autonome Zentrum wird wahrgenommen und man muss sich mit uns auseinander setzen.

Wir schauen der Politik auf die Finger und werden uns lautstark beschweren, wenn die Stadt dabei ist uns unsere Räume wegzunehmen. Alternative Lebensträume, Kunst, unkommerzielle Kultur und Politik sind ein absolutes Muss, gerade in der Stadt Köln.

Oberbürgermeisterin Reker versprach, diese Gesprächsreihe fortzuführen. Alles allen, bis Alles alle ist.

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