Der Skandal ist der sexistische Normalzustand

Eines vorneweg: Unser Anspruch ist, einen Ort zu schaffen, der soweit frei von Sexismus, Rassismus, Antisemitismus und Homophobie ist, wie es angesichts einer strukturell diskriminierenden Gesellschaft möglich ist.

Sexistische Diskriminierung, pornographische Reduzierung insbesondere gegenüber Frauen, blöde Sprüche und Anmachen oder körperliche Übergriffe in Form von ungefragtem und ungewollten Berühren, aufdringlichem Antanzen etc. sind Alltagserfahrungen vieler Menschen. Übergriffe passieren leider tagtäglich- in Fußgängerzonen, Bussen und Bahnen, in Diskotheken und sonstwo. Diesen Zustand nicht hinzunehmen ist ein Anliegen des Autonomen Zentrums (AZ) Köln. Sexistisches Verhalten ist hier – und wenn es nach uns geht überall – unerwünscht und wird hier nicht geduldet. Wer sich im AZ anderen Menschen gegenüber sexistisch verhält, wird angesprochen und gegebenenfalls rausgeworfen. Wir wollen hier einen Schutzraum vor der sexistischen Normalität etablieren.

Gerade auf Parties kommt es gelegentlich zu ärgerlichen Vorfällen, die die persönlichen Grenzen der Betroffenen überschreiten und die wir deshalb als Übergriffe bewerten. Jede_Jeder besitzt die Definitionsmacht eine Grenzüberschreitung als solche zu benennen. Welcher Spruch oder welches Verhalten als Übergriff gewertet wird, ist die Entscheidung der betroffenen Person. Genauso wie sexistisches Verhalten, gilt dies auch für homo- oder transphobes oder rassistisches oder sonstiges diskriminierendes Verhalten. Das Konzept der Definitionsmacht beinhaltet weiter, nicht ohne Aufforderung der betroffenen Person Einzelheiten über die Vorfälle an die Öffentlichkeit zu tragen. Das ist der Grund, warum von unserer Seite so wenig Informationen herausgegeben werden.

Im AZ versuchen wir seit dem ersten Tag aktiv sexistischem Verhalten entgegenzutreten. Deswegen kommunizieren wir von Beginn an, dass wir höhere Maßstäbe anlegen als anderswo. Jede_r Besucher_in ist aufgefordert, die Grenzen der anderen Besucher_innen zu akzeptieren. Wir ermutigen, mit darauf zu achten, was im AZ passiert und nerviges Verhalten zu thematisieren. Dafür bieten wir unsere Hilfe an. Auf jeder größeren Veranstaltung gibt es deshalb Strukturen, die Euch unterstützen (wendet Euch bei Bedarf an die Theke).

Trotz aller Bemühungen werden wir niemals einen hundertprozentig sexismusfreien Raum schaffen können. Dieses Eingeständnis und unser Ärger über sexistische Vorfälle in jüngerer Zeit waren für uns Anlass unsere Geburtstagsfeier zu verkleinern um ein deutliches Zeichen zu setzen: Sexistisches Verhalten hat hier keinen Platz. Wir wollen einen Raum, der deutlich freier ist von Übergriffen und Diskriminierungen als die sonstige Gesellschaft. Das würden wir uns selbstverständlich auch von anderen Veranstaltungsorten wünschen.

Wir laden alle Menschen ein, sich an einer Diskussion über Sexismus zu beteiligen und mit uns gemeinsam gegen unterdrückende gesellschaftliche Strukturen zu organisieren. In den nächsten Wochen wird es im AZ mehrere Workshops zu antisexistischen Praxen geben.

Weitere Infos

Sexismus – vom Allgemeinen zum Besonderen. (Antifaschistischer Frauenblock Leipzig)

Nein heißt Nein (Unterstützer_innengruppe DEFMA)

Sexistische Bilder: der alte Mist und die neue Härte (sexism-sells)

When my Anger starts to Cry (definitionsmacht.tk)

Anti-Sexismus Reader (genderblog.de)

Veranstaltungshinweis

Dienstag 10.5. –  19 Uhr – Arbeitstreffen: Die Party der Zukunft (III)

 

Sexistische Bilder: der alte Mist und die neue Härte

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