Am Donnerstag Abend um 20 Uhr besezten 70 Unterstützer*innen der Wagenplätze in Köln und des Autonomen Zentrums (AZ) die Bühne des Weihnachtsmarkts am Dom und sorgten 30 Minuten lang mit einem Chor und Redebeiträgen für ein alternatives Bühnenprogramm. Die Aktivist*innen wollten mit der Aktion ein Zeichen für den Erhalt autonomer, emanzipatorischer Räume setzten.
Die Security sowie die Polizei versuchte auf aggressive Art und Weise, die Aktion zu beenden. Die Aktivist*innen ließen sich davon jedoch nicht beirren und sangen weiter umgedichtete Weihnachtslieder.
„Vorallem am Beispiel der Weihnachtsmärkte wird deutlich, wie viel Raum die Stadt für durchkommerziallisierte „Kultur-“ und Konsum- Veranstaltungen einräumt. Alternativen dazu, die sich für Selbstorganisation einsetzen, dürfen nicht hinten runterfallen und Gentrifizierungs-Projekten zum Opfer fallen“, betont Sabrina Purple, eine Nutzerin des AZs.
„Das AZ ist ein Ort, der Raum für selbstorganisierte, unkommerzielle Kultur, linke Politik und vielfältige soziale Projekte bietet. Das alles steht momentan auf dem Spiel. Unser kurzes Programm auf der Bühne sollte darauf aufmerksam machen und exemplarisch zeigen, für was das AZ steht. Wir brauchen diese Freiräume und sind bereit, sie zu verteidigen.“
„Seit knapp 30 Jahren gibt es den Bauwagenplatz „Wem gehört die Welt“ an der Krefelder Straße. Dort wohnen 35 Menschen in Bauwagen und LKWs, veranstalten Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Partys und Filmabende“, erklärt eine Sprecherin des Wagenplatzes.“Die Stadt Köln will ihren ältesten Wagenplatz „Wem gehört die Welt“ verkaufen, um ihre Versäumnisse einer miserablen Wohnungs- und Kulturpolitik der letzten Jahre auszugleichen. Wagenplätze sind eine Bereicherung für alle Menschen und die Stadt!“
„Wir haben heute wieder einmal deutlich gemacht, was passiert, wenn die Stadt konstruktive Verhandlungen verweigert und somit die Situation immer weiter in die Eskalation treibt. Wir lassen uns nicht verdrängen und werden mehr und mehr stören, auch indem wir das bunte kulturelle Programm des Azs und der Wagenplätze in die Stadt und auf die Straße tragen. Die selbstverwalteten, nicht profitorientierten Gruppen und Projekte des AZs sind für die Kulturlandschaft der Stadt von großer Bedeutung und brauchen einen angemessen Ort, der den verschiedenen Anforderungen der vielfältigen Projekte, wie z.B der Fahrradwerkstatt, Sportangeboten und Politgruppen, entsprechen muss.“, so Sabrina Purple weiter.
Hintergründe:
Mit dieser weiteren sogenannten „Reclaim “-Aktion [1] richten sich die Aktivist*innen gegen die geplante Schließung von selbstverwalteten Projekten. Das Gelände des ältesten Bauwagenplatzes Kölns „Wem gehört die Welt?“ an der Krefelder Straße steht vor dem Verkauf. Dabei handelt die Stadt hinter verschlossenen Türen, ohne die Bewohner*innen über Pläne zu informieren oder einzubeziehen. Auch der Nutzungsvertrag zwischen AZ und der Stadt Köln läuft am 31.12.2018 aus. Danach soll das AZ, das an der Luxemburger Straße an den Grüngürtel grenzt, im Rahmen des geplanten Prestigeprojekts Parkstadt Süd durch eine Rasenfläche ersetzt werden. Trotz verschiedener Angebote zur Integration des AZs in den Grüngürtel verliefen die Verhandlungen bisher erfolglos. Auch ein adäquates Alternativangebot von Seiten der Stadt Köln gibt es nicht.
Die Aktion auf dem Weihnachtsmarkt schließt an vorherige „Reclaim-“Aktionen an , die z.B. im Rahmen der Rabaz-Ationstage stattgefunden haben. Die Aktion sollen zeigen, dass die Stadt selbstverwaltete Projekte wie das AZ und den Bauwagenplatz nicht so einfach verdrängen kann, sondern mit kraftvollem Widerstand rechnen muss. „Wir werden immer lauter und entschlossener für den Erhalt unserer Freiräume kämpfen, bis die Stadt uns erst nimmt und auf die Forderungen eingeht. Die Proteste stehen erst an ihrem Anfang“, betonte Purple.
Kein Tag ohne Bauwagenplätze, kein Tag ohne Autonomes Zentrum!
Autonomes Zentrum
Pressemitteilung, 29.11.2018