Samstagabend um 22:15 Uhr zogen mehr als 400 Unterstützer*innen des Autonomen Zentrums Köln (AZ) in einem Demonstrationszug vom Stadtgarten die Venloer Straße entlang zum Friesenplatz, wo sie zeitweilig die Kreuzung blockierten. Dies wurde von einem Konzert, das auf einem an der Kreuzung geparkten LKW stattfand, begleitet. Unter dem Motto „Nehmt ihr unsere Freiräume, nehmen wir uns die Stadt!“ zeigten die Aktivist*innen, dass sie bereit sind, für den Erhalt autonomer, emanzipatorischer Räume zu kämpfen.
„Das AZ bietet nicht nur einen Raum für selbstorganisierte, unkommerzielle Kultur, sondern auch für emanzipatorische linke Politik und vielfältige soziale Projekte. Das Konzert auf der besetzten Straße heute sollte exemplarisch dafür stehen, was alles auf dem Spiel steht. Wir brauchen diese Freiräume und sind bereit, sie zu verteidigen!“, so die Aktivistin Sabrina Purple.
“Wir haben heute wieder einmal deutlich gemacht, was passiert, wenn die Stadt konstruktive Verhandlungen verweigert und somit die Situation immer weiter in die Eskalation treibt. Wir lassen uns nicht verdrängen und werden mehr und mehr stören, auch indem wir das bunte kulturelle Programm des AZ in die Stadt und auf die Straße tragen. Die selbstverwalteten, nicht profitorientierten Gruppen und Projekte des AZ sind für die Kulturlandschaft der Stadt von großer Bedeutung und brauchen einen angemessen Ort, der den verschiedenen Anforderungen der vielfältigen Projekte, wie z.B der Fahrradwerkstatt, Sportangeboten und Politgruppen, entsprechen muss.“, so Sabrina Purple weiter.
Mit dieser weiteren sogenannten „Reclaim the Streets“-Aktion [1] setzten die AZ-Sympathisant*innen ein Zeichen gegen die von der Stadt Köln geplante Räumung des AZs Anfang 2019. Der Nutzungsvertrag zwischen AZ und der Stadt Köln läuft am 31.12.2018 aus, danach soll das AZ, das an der Luxemburger Strasse an den Grüngürtel grenzt, einer Erweiterung der Rasenfläche Rollrasen weichen. Trotz verschiedener Angebote zur Integration des AZ in den Grüngürtel verliefen die Verhandlungen bisher erfolglos. Auch ein adäquates Alternativangebot von Seiten der Stadt Köln gibt es nicht.
Neben dem AZ sind auch andere Projekte, wie der Bauwagenplatz „Wem gehört die Welt“, in ihrer Existenz bedroht. Das Gelände des ältesten Bauwagenplatzes Köln an der Krefelder Strasse, auf dem zahlreiche
kulturelle Veranstaltungen stattfinden, steht vor dem Verkauf und auch hier ist keine Lösung in Sicht.
Die RabAZ-Aktionstage, in deren Rahmen die „Reclaim the Streets“-Aktion stattfand, sollen erneut zeigen, dass die Stadt selbstverwaltete Projekte wie das AZ und den Bauwagenplatz nicht so einfach verdrängen kann, sondern mit kraftvollem Widerstand rechnen muss. „Wir werden immer lauter und entschlossener für den Erhalt unserer Freiräume kämpfen, bis die Stadt uns erst nimmt und auf die Forderungen eingeht. Die Proteste stehen erst an ihrem Anfang“, betonte Purple.
Wir bleiben alle!
Kein Tag ohne Autonomes Zentrum!
Autonomes Zentrum
Pressemitteilung, Köln 06.10.2018
[1] Andere „Reclaim the Streets“-Aktionen z.B.:
PM: Blockade am Zülpicher Platz/Ringe von 800 AZ-Nutzer*innen