Offener Brief von Lehrenden und Studierenden der HfMT Köln an den OB und den Rat

„Kultur braucht Freiräume“

Lehrende und Studierende der Hochschule für Musik und Tanz Köln, 14. Juni 2013, an den Oberbürgermeister der Stadt Köln und die Mitglieder des Rats der Stadt Köln

Die ehemalige KHD-Kantine in der Wiersbergstr. 44 in Köln Kalk beheimatet seit über drei Jahren das Autonome Zentrum. Dieses Gebäude, das nunmehr der Stadt Köln gehört, ist aus unserer Sicht einer der kulturell wertvollsten Freiräume der Stadt Köln.

Vor allem junge Nachwuchskünstler_innen haben hier die Möglichkeit, sich in einem nichtkommerziellen und selbstorgansierten Rahmen zu erproben und Ideen für die Musik, die Kunst und das Theater von morgen zu entwickeln.

Die Unabhängigkeit, Selbstorganisation und Eigenverantwortlichkeit, welche für die Entwicklung und die Entfaltung von kreativem Potential unerläßlich sind, bietet das AZ wie kein anderer Ort der Stadt.

Wir möchten den Verantwortlichen der Stadt Köln die Einmaligkeit und den hohen kulturellen Wert dieses Freiraumes deutlich machen. Wir als Musik-, Kultur- und Kunstschaffende sind auf solche Räume angewiesen.

Leider hat die Stadt Köln den bestehenden Nutzungsvertrag ohne Sachzwang zum 30. Juni 2013 gekündigt. Der Abriß des Gebäudes zugunsten eines Grünstreifens scheint beschlossen. Das Autonome Zentrum Köln ist massiv von der gewaltsamen Räumung bedroht. Gerade in Hinsicht auf das dortige kulturelle Leben erfüllt uns dies mit großem Unverständnis.

Aus unserer Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur wissen wir, daß es keine kreativen Handlungen gibt, die nicht die Freiheit zum Ausdruck haben. An den Stellen, wo Menschen ihre Formen des Ausdrucks nicht selbst bestimmen können, verarmt deren Gehalt. Echte Ideen entstehen, wo ihre Bedingungen frei gewählt und selbst gestaltet werden können.

Einen kulturellen und gesellschaftlichen Zustand kann man nicht verordnen. Stattdessen ergibt er sich aus überpersönlichen Entscheidungsprozessen interessierter und engagierter Menschen. Ein autonomes Zentrum bietet die Möglichkeit zur kulturellen Betätigung in einem konsensbasierten, demokratischen Entscheidungsraum.

Diese Form der Selbstorganisation bietet ein kraftvolles Potential für bisher Unerhörtes, was möglicherweise irgendwann einmal allen dient. Die Gegebenheiten des Autonomen Zentrums sind aus ihrem demokratischen und selbstorganisierten Wesen heraus essentielle Voraussetzungen für die der Kunst obliegenden Suche nach Wahrheit und der Findung neuer Antworten auf drängende gesellschaftliche Fragen.

Mit Besorgnis beobachten wir daher, daß der Rat der Stadt Köln den hier stattfindenden Ausdruck einer echten Jugend- und Stadtkultur in ihrem künstlerischen und gesellschaftlichen Gehalt verkennt und nicht honoriert. Wir sind erstaunt, daß ohne Not ein Ort dem Erdboden gleich gemacht werden soll, an welchem ohne Inanspruchnahme öffentlicher Mittel kreative Prozesse initiiert und ermöglicht werden.

Wir hoffen, daß der Grund dieses Handelns nicht schlicht die Angst vor Neuem ist. Für die Figur Settembrini aus dem Roman „Der Zauberberg“ von Thomas Mann ist die Musik „politisch verdächtig“. In diesem Bild wird die ganze Magie des Neuen mit seinen Abweichungen von der Norm aufgezeigt, inklusive einer echten Freiheit, die auch Unbehagen erzeugen kann, weil sie sich manchmal der Kontrolle entzieht.

Kunst ist schön und macht viel Arbeit, doch zumeist sind wir froh über unsere Möglichkeiten, uns künstlerisch auszudrücken. Der Selbst-Ausdruck ist eines der grundlegenden, aber nicht materiellen Bedürfnisse des Menschen. Manchmal ist es nur der Wille, sich auszudrücken ohne hierbei ein verwertbares und fertiges Kulturprodukt im Sinn zu haben. Es muß der Kunst unbedingt gestattet sein, sich auszuprobieren. Ergebnisse im handfesten Sinne entstehen manchmal unbemerkt, sicherlich häufig aber ungeplant. Hierfür braucht es Orte.

Die mutwillige Zerstörung eines solchen Ortes unter Verkennung seines kulturellen Wertes mit den Mitteln der Verwaltung ist aus unserer Sicht den demokratischen Ansprüchen dieser Zivilgesellschaft unwürdig.

Wenn wir spüren, was zu allen Zeiten durch die Musikgeschichte hindurch denkbar gewesen zu sein scheint, ist es für uns unerträglich zu hören, daß manche Systeme und Beschlüsse angeblich „alternativlos“ seien.

Wir wollen in einer Stadt leben, in der es ein autonomes Zentrum gibt. Deshalb fordern wir den Rat der Stadt Köln auf, die Räumung entschlossen abzuwenden und in einen demokratischen Diskurs mit den Verantwortlichen des AZ einzutreten.

Die Anwendung von polizeilicher Gewalt gegen jene, die diesen demokratischen Diskurs suchen, ist kein statthaftes Mittel der Auseinandersetzung mit den Forderungen und Anliegen einer zivilen Gesellschaft.

Lehrende: Prof. Dr. Michael Rappe Prof. Dr. Annette Kreutziger-Herr Prof. Ursula Schmidt-Laukamp Prof. Dieter Manderscheid

Studierende: Dorothee Neumann (Studierendenparlament) Joon Laukamp Frank Beiler (Promotionsstudent) Jan-Nicolai Kolorz (Promotionsstudent) Wolfgang Ruland Robbert Vermeulen Yannick Noval Felix Cornelius Philipp Lack Samuel Dobernecker Christian Vierling Adrian Oberländer Daniel Geßner Leonhard Spies Sascha Frick Tobias Juchem Juliane Heil (Studierendenparlament) Anna Naue Maximilian Stössel Lea Böscher Moritz Baerens Mike Hackbarth Lukas Föhrenbacher Emi Noda Max Mille Veronika Skala Jenny Lerose Maximilian Krummen Konstantin Pfalz Hildegard Windfelder Cosima Logiewa Misa Vidakovic Anika Mittendorf Miriam Zeh Katharina Schmitt David Quaas Robert Brustmeier Alexandra Kockelmann Nicolas Berge Christoph Stöber

Uns wird kein Glück beschieden sein solange wir mit dieser SPD geschlagen sind.

Sehr lesenswerter Artikel aus dem Sonne, Mond und Sterne Blog aus Köln Kalk

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Kann jemand erklären, wie man die unbeschreibliche Provinzialität, den mangelnden Sinn für Ästhetik – zumal urbane, den menschenverachtenden Ökonomismus von „Arbeitsplätzen“ und „Profitabilität“ und überhaupt das Fehlen jedes Gespürs für das Schöne, das Wohltuende, Menschenfreundliche bei der Kölner Sozialdemokratie ertragen soll?
Die Liste der Kölner Pfusch- und Mauschelarbeiten (Rolf Dieter Brinkmann) geht bekanntlich auf keine Kuhhaut. In Kalk sind wir aktuell mit mindestens 3 Zumutungen seitens der organisierten Geistlosigkeit der SPD konfrontiert: Das Ringen um das Autonome Zentrum, die Kommerzialisierung der Freizeitaktivitäten am Rather See und der verhinderte Umbau und Nutzung der alten Polizeiwache durch ein kollektives Mehr-Generationen-Wohnprojekt namens Futur3. (Den Konflikt um den Hubschrauber – Landeplatz auf dem Kalkberg lassen wir heute mal außen vor. )
Im Zusammenhang mit dem AZ tut sich besonders die Kalker Ratsherrin Susana dos Santos-Hermann durch gebetsmühlenartiges Wiederholen des Satzes „Das AZ passt nicht nach Kalk“ (z.B. hier) hervor, ohne sich um ein Argument dafür auch nur zu bemühen. Eines wohlgemerkt, das nicht aus der Mottenkiste namens „Grünstreifen“ oder „Schulerweiterung“ kommt, die beiden Lieblingsgründe dieser Regierungspartei in einer Millionenstadt. Beide Argumente sind bereits so oft widerlegt, alternative Planungen vorgelegt worden, dass sich ein denkender Mensch von der Stumpfheit der Kölner SPD nur noch beleidigt fühlen kann. Eine Grünstreifen genannte Hundekackwiese – nichts anderes sind die meisten Grünflächen in der Stadt: sozial tot und verkotet – ist ihr so dermaßen viel wichtiger als ein Zentrum für politische, soziale und kulturelle Alternativen, dass sie den Konflikt schon fast genüsslich eskalieren lässt. Zur Zeit fühlt sich der Oberbürgermeister von ein paar Tropfen Uhu und ein paar Plakaten an seinem Wohnhaus bedroht, als hätte die RAF seine Tochter entführt. Dieses ganze Gezeter versteht nicht einmal mehr die Polizei, die den Antrag auf Personenschutz mangels Gefährdung abgelehnt hat und ansonsten nur verlautbaren lässt, man hoffe weiterhein auf eine friedliche Lösung und setze zur Not die Eigentumsrechte durch, das sei ja nunmal Aufgabe.
Sowohl Grünstreifen – über dessen Notwendigkeit sich überhaupt und an dieser Stelle im Besonderen streiten lässt – als auch Schulerweiterung sind ohne Schließung and Abriss des AZ möglich. Allein, die SPD, allen voran der Fraktionsvorsitzende Martin Börschel und OB Roters stellen sich stur. Gut möglich, dass sie schon selber gar nicht mehr wissen warum.

Gleich um die Ecke des AZ, in der Kapellenstrasse Ecke Kantstrasse, steht seit einigen Jahren ein hässliches, freistehendes Gebäude leer, das einmal die alte Polizeiinspektion 8 beherbergte. Das Wohnkollektiv Futur3 entwarf zusammen mit dem Architekten Bodo Marcziniak eine großartige Vision, das Haus in ein Mehr-Generationen-Wohnhaus umzubauen, mit Atrium, Dachterrasse, Garten und einer menschenfreundlichen, angenehmen Umgestaltung des öffentlichen Platzes davor, allen Kalker_innen zum Genuss.
Das Gebäude gehört dem Land NRW. Dieses hat sich verpflichtet, seine Immobilien nicht nur meistbietend sondern auch zur Förderung sozialer Zwecke unter Marktpreis zu verkaufen. Die Gruppe stand bereits in Kaufverhandlungen mit der Landesimmobiliengesellschaft. Doch sie machten die Rechnung ohne den ästhetischen und sozialen Stumpfsinn der Kölner SPD. Diese setzt sich in den Kopf – und nur sie weiß warum – dass das Kölner Studentenwerk das Haus kaufen und als Studentenwohnheim betreiben möge. Das Werk war daran gar nicht interessiert und wollte der Gruppe Futur3 gerne den Vortritt lassen. Kraft ihrer politischen Einflussmöglichkeiten steht die Kölner Sozialdemokratie nun kurz vor dem Ziel, eine Lösung durchzusetzen, die keiner will außer ihr selbst und deren Notwendigkeit keiner versteht außer sie selbst. Mit dem Ergebnis, dass ein ansprechender, großartiger, weitdenkender, architektonisch anspruchsvoller Entwurf zurücktreten muss vor der hässlichen Kölner Durchschnittslösung. Es wäre ja auch noch schöner, wenn die „Kalker Assis“ in den Genuss des schönsten Platzes von Köln kommen und sich der Rest der Kölner_innen fragt, warum eigentlich ihre Plätze keine Aufenthaltsqualität haben. Am Ende kommen die noch auf die Idee, dass der öffentliche Raum schöner, wohltuender, freundlicher gestaltet sein könnte als es die Plätze genannten Betonflächen mit den Beete genannten Hundeklos und den Grünstreifen genannten Rasenflächen sind! Nicht auszudenken!
Ein ähnliches Gespür für das Gute und Schöne beweist der Sozifilz gerade bei der Planung der zukünftigen Nutzung des Baggersees in Neubrück/Rath. Es fehlt an Naherholungsmöglichkeiten in und um Köln, und an solchen mit Bademöglichkeit erst recht. Das Naturbad im nahen Vingst erregte letztes Jahr Bürgerproteste aufgrund enorm eingeschränkter Öffnungszeiten. Der Rather See wird seit eh und je von den Menschen aus den umliegenden Stadtteilen genutzt: zum Baden, Spazierengehen, Hunde ausführen, Grillen, Feiern, Musikmachen, sich entspannen. Ein Angelverein bewirtschaftet das Gewässer. Das Miteinander am See funktioniert im Großen und Ganzen sehr harmonisch.
Der See liegt zwar nahe an der Autobahn und in der Einflugschneise des Flughafens, trotzdem ist es hier relativ ruhig und man hört die Vögel zwitschern. Außer der hohen Wohnhäuser von Neubrück sieht man nichts von der Stadt. Doch anstatt das Bedürfnis nach Erholung anzuerkennen und die bisherige Nutzung des Sees als Ausdruck des Bürgerwillens zu deuten, fällt der SPD regierten Stadt nichts besseres ein, als einem Investor die Verwirklichung seines Traumes von Wasserskibahnen zu verwirklichen. Dazu gibt es ein bisschen Gastronomie und einen kleinen Bereich zum Baden – gegen Eintritt versteht sich. Der Rest des Sees soll gesperrt und zur Naturschutz-Zone erklärt werden.
Dass anderswo genau aus Naturschutzgründen der Betrieb von Wasserski verboten oder strengstens reglementiert ist, weil er die Tiere zu sehr beeinträchtigt – was interessiert’s die Kölner SPD? Dass sich die verkehrslärm-geplagten Ohren der AnwohnerInnen von ICE-Strecke, Flughafen, Autobahn und Ausfallstrassen nun auch noch beim Baden Motorenlärm anhören dürfen – was soll’s? Dass das Wasserskifahren eher Gäste von weiterher anlockt, nicht aber der Naherholung dient, dass die einkommensschwachen Stadtteile im rechtsrheinischen Köln etwas Anderes brauchen als die Zerstörung ihres kostenlosen Freizeitvergnügens und ein weiteres kommerzielles Angebot, das sie sich nicht leisten können – was kümmert das schon einen Sozialdemokraten wie den Bezirksbürgermeister Markus Thiele? Der äußert eher Verständnis für das Profitinteresse des Investors.

Es heißt von Köln, es sei zwar hässlich, aber die Leute seien so nett. Auf die Dauer kann man davon nicht leben. Vor Allem wenn das nett sein mit so viel Unverstand einhergeht. Es ist 40 Jahre her, dass der Schriftsteller Rolf Dieter Brinkmann auf die Kölner Verhältnisse geschimpft hat. Es hat sich nichts verändert.

 

Kurzbericht „One struggle – one fight!“-Demo

Am Samstag, den 6. Juli, versammelten sich über 1000 Menschen um den Verbleib des AZ Köln zu fordern. Mit der Samba-Band an der Spitze, einem FrauenLesbenTransgenderIntersex-Block (FLTI*) hinterm Fronttransparent, einem Lauti in der Mitte, mit rosa AZ-bleibt-Herzen beschildert, unter einem schwebenden Teppich aus roten und schwarzen Luftballons, zog die Demo lautstark durch Kalk in Richtung Innenstadt.

Bei sonnigem Wetter sammelten sich viele Anwohner_innen, Tourist_innen und CSD-Besucher_innen in den Straßen. Die fröhliche Stimmung, die lautstarken Parolen und die diversen Solidaritätsbekundungen auf Schildern und Transparenten, fanden positiven Anklang bei den Vorbeikommenden. Es wurde viel diskutiert und tausende Flyer wurden verteilt. Insgesamt schienen viele Menschen bereits über die Lage des AZ informiert zu sein. Die Auseinandersetzung um den Fortbestand ist längst in der Kölner Öffentlichkeit angekommen.

Vor, nach und während der Demo wurden Reden für den Verbleib des AZ von den besetzten Bauwagenplätzen aus Leipzig, der Kampagne LiZ für ein libertäres Zentrum in Bonn und den Besetzer_innen des Autonomen Zentrum Köln gehalten. Außerdem gab es eine Rede zu den non-citizens-Protesten und zum Hungerstreik der Geflüchteten in München. Die Polizei wurde mit einem verlesenen Text des Anarcho-Kollektivs crimethink, „7 Mythen über die Polizei“, bedacht. Am Heumarkt, dem zentralen Standort des CSD, wurde eine kritisch-solidarische Rede zum Thema „Echte Emanzipation für alle – jenseits von Geschlechterkonstrukten“ aus den Reihen des Cafe Queeria des AZ gehalten. Vor dem Kölner Rathaus wurde von Seiten der Besetzer_innen Stellung zu der der SPD und den Lokalmedien konstruierten Gewaltdebatte bezogen. Kurz darauf entrollten Aktivist_innen ein Soli-Transpi für die Köpi in Berlin und das AZ. Am Zielpunkt der Demo vor dem Kölner Dom wurde eine Rede des Kölner Erwerbslosen in Aktion gehalten. Den Schlusspunkt setzten einige solidarische Studierende der Musikhochschule ein Swing Konzert.

 

Letzte Infos zur Demo

Start:
16 Uhr vor der Alten Polizeiwache in Köln-Kalk (Kapellenstr)
Haltestelle Kalk-Kapelle | U-Bahn 1 & 9 von Köln Messe/Deutz | 100m vom AZ ).

Infoticker:
Für Tickermeldungen während der Demo werden wir den AZ-Twitter nutzen:
http://twitter.com/unsersquat | @unsersquat | #azkoeln

Ermittlungsausschuss:
Während der Demo wird es auch einen Ermittlungsausschuss geben, der unter gewohnten Kölner Nummer 0221-9327252 erreichbar ist. In der Regel können auf diesem Wege auch die Demosanis erreicht werden. Bitte beachtet auch die Hinweise zum Verhalten auf Demonstrationen.

Awareness
Wir versuchen während der Demo, wie auch die ganze Woche im AZ ein Awareness-Team zu stellen, dass sich in der Nähe des Lautsprecherwagens aufhält und dort im Fall von übergriffigen Verhalten in der Demo asprechbar ist.

Demoroute:

Bild dir deine eigene Meinung

In der aktuellen Presse lesen wir derzeit viel von „gewaltbereiten Autonomen“, „Anschlägen“ auf Ratsmitglieder und ihre Familien und „Gewalttaten“.

Anscheinend beziehen sich diese „Berichte“ auf eine Plakatieraktion, die von einer uns unbekannten Gruppierung, namens „SPD Ortsgruppe Domplatte“ * durchgeführt wurde.

Im Internet ist eine Stellungnahme dieser Gruppierung aufzufinden unter der Überschrift „Freunde und Freundinnen der AZ Räumung vorgestellt„.

Soweit wir diesen Artikel richtig verstehen, wird dort weder von gewaltsamen Aktionen gegen die benannten verantwortlichen Politiker_innen berichtet noch erschließt sich uns warum Politiker_innen Angst um sich oder ihre Familien haben sollten. Aber lest selbst.

Jedenfalls sieht auch die Polizei „keine konkrete Gefährdung“ von OB Roters und seiner Familie und verweigert den von ihm medienwirksam geforderte Polizeischutz, wie die Kölnische Rundschau zu berichten weiß.

Ein eindeutiges Beweisfoto von den Sachbeschädigungen liefert die Kölnische Rundschau ebenfalls. Auch dieses bestärkt uns nicht in der Wahrnehmung, dass der öffentliche Aufschrei über „Gewalt“ und Forderungen nach Polizeischutz in einem ausgewogenen Verhältnis zu tatsächlichen Vorkommnissen stehen.
Wir können natürlich nicht ausschließen, dass einzelne Personen eine subjektive Bedrohungswahrnehmung haben und würden es bedauern, wenn dies der Fall ist. Uns irritiert dabei jedoch wie massiv das Bedürfnis besteht diese Wahrnehmung in die Öffentlichkeit zu tragen.

Wir würden uns freuen, wenn alle Akteure in den nächsten Tagen zurück zu einer sachlichen Debatte finden, bei der dann auch nicht vergessen wird, dass die einzige Drohung von Gewalt bisher in der von der SPD geforderten gewaltsamen Räumung und dem Abriss des Autonomen Zentrums besteht und diese letztlich der Grund für die aktuelle Situation sind und nicht umgekehrt – diese Tatsache lässt sich wohl schwerlich abstreiten.

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* Wir gehen derzeit nicht davon aus, dass diese „SPD Ortsgruppe Domplatte“ tatsächlich eine Gruppierung innerhalb der Kölner SPD darstellt. Ermittlungen dazu haben wir nicht aufgenommen.

Update zur aktuellen Situation und zur Demo one struggle one fight!

Im Moment platzt das AZ aus allen Nähten, es werden den ganzen Tag Barrikaden gebaut, es laufen Aktionen in der Stadt und gibt reichlich Programm. Die gather&resist-Tage sind daher ein voller Erfolg.
Abgeschlossen werden soll die gather&resist-Woche mit einer großen Demo am Samstag, den 6. Juli, unter dem Motto one struggle one fight. Die Demo startet am Samstag um 16 Uhr auf dem Platz vor der alten Polizeiwache an der Kapellenstraße in Köln-Kalk, wenige Meter vom Autonomen Zentrum.
Mit diesem Text wollen wir ein Update zur aktuellen Situation rund um das Autonome Zentrum in Köln geben, sowie näher auf das Konzept der Demo eingehen.

 

Zur politischen Lage in Köln

Die Kölner SPD fühlt sich mittlerweile in die Ecke gedrängt und schlägt jetzt wild um sich. Als Reaktion auf nächtliche Plakataktionen einer Gruppe, die sich selbst „SPD Ortsgruppe Domplatte“ nennt, bei den Wohnhäusern von mehreren verantwortlichen SPD-Politiker_innen, tritt die SPD eine rießige Medienwelle gegen das AZ los. Das Pressetelefon stand den heutigen Tag kaum still. Von Bild bis RTL wird gegen die gewaltbereiten Autonomen gehetzt, der Oberbürgermeister Jürgen Roters bekundet scheinheilig er habe Angst um seine Familie, um die Stimmung weiter anzuheizen. Der SPD-Vorsitzenden Jochen Ott fordert eine Distanzierung von den Gewalttäter_innen die zu brutalen Mitteln wie Klebstoff und Farbe greifen. Und er vergreift sich dabei am Telefon gewaltig im Tonfall, wenn er den Aktivist_innen „faschistische Methoden“ vorwirft. Der öffentliche Aufschrei über diesen Vergleich blieb jedoch bisher aus, stattdessen tröten die üblichen Medien in das selbe Horn. Endlich ist ein Thema gefunden, das davon ablenkt, dass die SPD bisher zu keinerlei Zugeständnissen bereit war und die volle Verantwortung für die jetzige Situation trägt. Erneute Gesprächsangebote aus dem AZ bleiben unbeantwortet. Die SPD setzt auf Eskalation und Kriminalisierung und versucht so die öffentliche Stimmung auf eine Räumung des Autonomen Zentrum vorzubereiten. Selbst Aufforderungen der Kölner Polizeiführung, in Gesprächen zu einer politischen Lösung zu finden, verweigert sich die SPD weiterhin.

 

gather&resist – weeks of solidarity

Seit Freitag letzter Woche sind ca. 300 Aktivist_innen aus diversen Städten Deutschlands und teilweise aus europäischen Nachbarländern im AZ zu Gast und helfen unermüdlich mit das Haus gegen eine Räumung abzusichern. Mit Zementmischern, Schweißgeräten und jeder Menge Material werden seit einer Woche Barrikaden errichtet und Fenster verbarikadiert.
Täglich finden Aktionen in der Stadt statt. So gab es den Versuch einer kurzfristigen Besetzung des WDR-Gebäudes, um auf die Räumung und polizeiliche Repression gegen die Hungerstreikenden des refuggee strike aufmerksam zu machen. Es wurde unter anderem unter dem Motto „Der SPD in die Suppe spucken – AZ Köln bleibt“ auf einem Platz an der Kalker Post, eine öffentliche Suppenküche für ca. 200 Menschen errichtet. Die SPD Geschäftsstelle wurde kurzfristig zum SPD-Kulturzentrum umfunktioniert und dieses mit einem Sektempfang eröffnet. Am heutigen „Unfug“-Tag führte ein Stadtrally zu den Akteuren, die derzeit die Räumung des Autonomen Zentrums vorbereiten. Und das sind nur ein paar Beispiele.
Das ganze wird begleitet von einem riseßigen Polizeiaufgebot, dass im ganzen Stadtteil präsent ist und diversen Polizeiübergriffen. So wurden bereits am Wochenende nach dem Versuch der WDR-Besetzung 15 Aktivist_innen brutal in Gewahrsam genommen. Am gestrigen Abend kam es ebenfalls zu drei Ingewahrsamnahmen in unmittelbarer Nähe des AZ.
Doch die Repression konnte die Stimmung im AZ nur kurzfristig trüben. Es wird weiter gewerkelt, gekocht und geplant. Ganz nebenbei gibt haben die angereisten AZ-Unterstützer_innen so viele spannende Vorträge mitgebracht, dass wir in den letzten Tagen gar nicht hinterherkamen das Programm auf unserer Website aktuell zu halten.

 

Die One Struggle One Fight Demo

Mit der Demo am Samstag wollen wir zum Abschluss der gather&resist-Woche nochmal ein starkes Zeichen setzen, dass viele Menschen das Autonome Zentrum in Köln unterstützen und sich einer Räumung in den Weg stellen werden. Ziel ist es klar zu machen, dass wir kein Köln mehr ohne AZ wollen und dass wir entschlossen sind das AZ zu verteidigen. Wir freuen uns über zahlreiche Beteiligung von nah und fern und hoffen, dass viele Menschen mit uns auf die Straße gehen und ihre Solidarität mit dem Autonomen Zentrum zeigen. Gerade in der jetzigen Situation ist es nochmal wichtig Präsenz zu zeigen. Wir freuen uns über mitgebrachte Transparente, Sprechblasen und sonstige Gimmicks.

Gleichzeitig wollen wir mit der Demo auch über den Tellerrand des Kölner AZ hinaus schauen und inhaltlich an einige der vielen anderen Kämpfe die derzeit stattfinden anknüpfen und auch andere Projekte zu Wort kommen lassen.

Die Demo soll beginnen mit einer Auftaktrede zur aktuellen Situation rund um das Autonome Zentrum Köln und zur gather&resist-Woche. Es folgt ein Redebeitrag zur aktuellen Entwicklung um den Refuggee Strike und die aktuelle Repression, sowie zur Aktion vom letzten Wochenende.
Danach zieht die Demo über die Kalker Hauptstraße zu Kalk-Post. Auf diesem Stück der Strecke wollen wir uns verstärkt auch mit Flugblättern an die Menschen in Kalk richten, die bereits jetzt durch die ständige Polizeipräsenz in Mitleidenschaft gezogen werden.

Nach einer Zwischenkundgebung geht es weiter am Polizeipräsidium auf einem etwas länglichem Stück Richtung Deutz, währendessen wir Platz für diverse Redebeiträge unterschiedlicher Projekte haben. Wenn ihr noch kurze Beiträge beisteuern wollt meldet Euch bitte bei uns.

Nachdem wir über die Deutzer Brücke den Rhein überquert haben, wollen wir noch mal richtig laut werden, wenn wir durch die Altstadt zum Kölner Rathaus ziehen und unseren Protest an die Verantwortlichen in der Stadt herantragen, die derzeit alles unternehmen, um auf eine Räumung des AZ hinzuwirken. Die Demo endet auf dem Roncalliplatz vor dem Dom (nähe Hauptbahnhof). Geplant ist dort auch noch ein kleines Solikonzert.

 

Infrastruktur während der Demo

Für Anreisende von außerhalb gibt es reichtlich Schlafplätze. Bitte kommt im Vorfeld der Demo ins AZ und meldet Euch dazu am Infopunkt im Foyer. Wir versuchen während der Demo, wie auch die ganze Woche im AZ ein Awareness-Team zu stellen, dass sich in der Nähe des Lautsprecherwagens aufhält und dort im Fall von übergriffigen Verhalten in der Demo asprechbar ist.
Während der Demo wird es auch einen Ermittlungsausschuss geben, der unter gewohnten Kölner Nummer 0221-9327252 erreichbar ist. In der Regel können auf diesem Wege auch die Demosanis erreicht werden. Bitte beachtet auch die Hinweise zum Verhalten auf Demonstrationen. Für Tickermeldungen während der Demo werden wir den AZ-Twitter nutzen.

 

Wie geht es weiter?

Wir freuen uns auch nach der Demo weiterhin über Solidaritätsbekundungen, Unterzeichenrinnen der Petition und tatkräftige Unterstützung. Wir werden in den Tagen nach der Demo einen SMS-Räumungsalarm-Verteiler auf der Website veröffentlichen, auf den ihr Euch eintragen könnt. Außerdem folgt in Kürze der Aufruf zur „Samstag nach Tag X“-Demo falls das AZ geräumt werden sollte, für den wir uns auch im Vorfeld viele Unterstützer_innen wünschen, um deutlich zu machen, das eine Räumung keine gute Idee ist.
Außerdem werden wir unser Kulturprogramm im AZ wie gewohnt fortsetzen und freuen uns über zahlreiche Mitstreiter_innen. Auch nach dem Ende der gather&resist-Woche wird es weiterhin Aktionen in der Stadt geben. Wir werden Euch auch weiter auf dem laufenden halten.

SPD-Kulturzentrum feierlich eröffnet

Am Dienstag, den 2. Juli 2013, ist es soweit. Nach 150-jährigem Kampf gegen hierarchiefreie Selbstverwaltung ändert die Kölner SPD ihre  Marschroute und eröffnet bei sonnigem Freikorps-Wetter das erste selbstverwaltete „SPD-Kulturzentrum“, das die Anwesenden mit einer  Solidaritätserklärung an das Autonomen Zentrum (AZ) Köln überrascht.

Solidaritätserklärung der DGB-Jugend Köln für das Autonome Zentrum in Kalk

Eine Umgebung für Jung und Alt.
Ein Ort der Akzeptanz und Zugehörigkeit.
Eine Chance für Vielfalt und Aufklärung.
Ein Raum für gemeinsames Erleben und Erreichen.
Ein Freiraum für Jugendliche.
Ein Teil von Köln-Kalk.

All DAS stellt das Autonome Zentrum in Köln Kalk dar!

In den vergangen drei Jahren hat das AZ deutlich gezeigt, dass es entgegen vieler Skeptiker_innen und Gegner_innen, selbstorganisiert überleben kann. Alle anfallenden Projekte werden von den Nutzern_innen selbst organisiert und alle Kosten auch selbst getragen.

Dank seines gesellschaftlichen Engagements bietet das Autonome Zentrum unzählige unkommerzielle Angebote, politische Bildungsabende, Vorträge, Workshops und Konzerte für viele Einwohnerinnen und Einwohner aus ganz Köln an und belebt damit die alte, ungebrauchte KHD-Kantine.

Durch seine vielfältigen Angebote und die Möglichkeiten, hier selbst Projekte zu initiieren,
bietet das AZ (Frei-)Raum für Jugendliche, den es in dieser Form kein zweites Mal in dieser Stadt gibt.

Das AZ stellt bereits jetzt für viele Menschen in Köln einen Ort der Teilhabe und persönlichen Entfaltung dar und führt zu einer deutlichen Aufwertung des Kölner Stadtteils Kalk. Durch die drohende Schließung des Autonomen Zentrums wird unserer Stadt ein Teil ihrer kreativen Freiräume und Partizipationsmöglichkeiten genommen.

Die DGB-Jugend Köln bestärkt ihre Solidarität mit dem AZ.

V.i.S.d.P. DGB-Jugend Köln, Hans-Böckler-Platz 1, 50672 Köln

DIe Solierklärung als pdf: Soli-Erklärung DGB-Jugend Köln – AZ Köln Kalk Juli 2013