Uns wird kein Glück beschieden sein solange wir mit dieser SPD geschlagen sind.

Sehr lesenswerter Artikel aus dem Sonne, Mond und Sterne Blog aus Köln Kalk

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Kann jemand erklären, wie man die unbeschreibliche Provinzialität, den mangelnden Sinn für Ästhetik – zumal urbane, den menschenverachtenden Ökonomismus von „Arbeitsplätzen“ und „Profitabilität“ und überhaupt das Fehlen jedes Gespürs für das Schöne, das Wohltuende, Menschenfreundliche bei der Kölner Sozialdemokratie ertragen soll?
Die Liste der Kölner Pfusch- und Mauschelarbeiten (Rolf Dieter Brinkmann) geht bekanntlich auf keine Kuhhaut. In Kalk sind wir aktuell mit mindestens 3 Zumutungen seitens der organisierten Geistlosigkeit der SPD konfrontiert: Das Ringen um das Autonome Zentrum, die Kommerzialisierung der Freizeitaktivitäten am Rather See und der verhinderte Umbau und Nutzung der alten Polizeiwache durch ein kollektives Mehr-Generationen-Wohnprojekt namens Futur3. (Den Konflikt um den Hubschrauber – Landeplatz auf dem Kalkberg lassen wir heute mal außen vor. )
Im Zusammenhang mit dem AZ tut sich besonders die Kalker Ratsherrin Susana dos Santos-Hermann durch gebetsmühlenartiges Wiederholen des Satzes „Das AZ passt nicht nach Kalk“ (z.B. hier) hervor, ohne sich um ein Argument dafür auch nur zu bemühen. Eines wohlgemerkt, das nicht aus der Mottenkiste namens „Grünstreifen“ oder „Schulerweiterung“ kommt, die beiden Lieblingsgründe dieser Regierungspartei in einer Millionenstadt. Beide Argumente sind bereits so oft widerlegt, alternative Planungen vorgelegt worden, dass sich ein denkender Mensch von der Stumpfheit der Kölner SPD nur noch beleidigt fühlen kann. Eine Grünstreifen genannte Hundekackwiese – nichts anderes sind die meisten Grünflächen in der Stadt: sozial tot und verkotet – ist ihr so dermaßen viel wichtiger als ein Zentrum für politische, soziale und kulturelle Alternativen, dass sie den Konflikt schon fast genüsslich eskalieren lässt. Zur Zeit fühlt sich der Oberbürgermeister von ein paar Tropfen Uhu und ein paar Plakaten an seinem Wohnhaus bedroht, als hätte die RAF seine Tochter entführt. Dieses ganze Gezeter versteht nicht einmal mehr die Polizei, die den Antrag auf Personenschutz mangels Gefährdung abgelehnt hat und ansonsten nur verlautbaren lässt, man hoffe weiterhein auf eine friedliche Lösung und setze zur Not die Eigentumsrechte durch, das sei ja nunmal Aufgabe.
Sowohl Grünstreifen – über dessen Notwendigkeit sich überhaupt und an dieser Stelle im Besonderen streiten lässt – als auch Schulerweiterung sind ohne Schließung and Abriss des AZ möglich. Allein, die SPD, allen voran der Fraktionsvorsitzende Martin Börschel und OB Roters stellen sich stur. Gut möglich, dass sie schon selber gar nicht mehr wissen warum.

Gleich um die Ecke des AZ, in der Kapellenstrasse Ecke Kantstrasse, steht seit einigen Jahren ein hässliches, freistehendes Gebäude leer, das einmal die alte Polizeiinspektion 8 beherbergte. Das Wohnkollektiv Futur3 entwarf zusammen mit dem Architekten Bodo Marcziniak eine großartige Vision, das Haus in ein Mehr-Generationen-Wohnhaus umzubauen, mit Atrium, Dachterrasse, Garten und einer menschenfreundlichen, angenehmen Umgestaltung des öffentlichen Platzes davor, allen Kalker_innen zum Genuss.
Das Gebäude gehört dem Land NRW. Dieses hat sich verpflichtet, seine Immobilien nicht nur meistbietend sondern auch zur Förderung sozialer Zwecke unter Marktpreis zu verkaufen. Die Gruppe stand bereits in Kaufverhandlungen mit der Landesimmobiliengesellschaft. Doch sie machten die Rechnung ohne den ästhetischen und sozialen Stumpfsinn der Kölner SPD. Diese setzt sich in den Kopf – und nur sie weiß warum – dass das Kölner Studentenwerk das Haus kaufen und als Studentenwohnheim betreiben möge. Das Werk war daran gar nicht interessiert und wollte der Gruppe Futur3 gerne den Vortritt lassen. Kraft ihrer politischen Einflussmöglichkeiten steht die Kölner Sozialdemokratie nun kurz vor dem Ziel, eine Lösung durchzusetzen, die keiner will außer ihr selbst und deren Notwendigkeit keiner versteht außer sie selbst. Mit dem Ergebnis, dass ein ansprechender, großartiger, weitdenkender, architektonisch anspruchsvoller Entwurf zurücktreten muss vor der hässlichen Kölner Durchschnittslösung. Es wäre ja auch noch schöner, wenn die „Kalker Assis“ in den Genuss des schönsten Platzes von Köln kommen und sich der Rest der Kölner_innen fragt, warum eigentlich ihre Plätze keine Aufenthaltsqualität haben. Am Ende kommen die noch auf die Idee, dass der öffentliche Raum schöner, wohltuender, freundlicher gestaltet sein könnte als es die Plätze genannten Betonflächen mit den Beete genannten Hundeklos und den Grünstreifen genannten Rasenflächen sind! Nicht auszudenken!
Ein ähnliches Gespür für das Gute und Schöne beweist der Sozifilz gerade bei der Planung der zukünftigen Nutzung des Baggersees in Neubrück/Rath. Es fehlt an Naherholungsmöglichkeiten in und um Köln, und an solchen mit Bademöglichkeit erst recht. Das Naturbad im nahen Vingst erregte letztes Jahr Bürgerproteste aufgrund enorm eingeschränkter Öffnungszeiten. Der Rather See wird seit eh und je von den Menschen aus den umliegenden Stadtteilen genutzt: zum Baden, Spazierengehen, Hunde ausführen, Grillen, Feiern, Musikmachen, sich entspannen. Ein Angelverein bewirtschaftet das Gewässer. Das Miteinander am See funktioniert im Großen und Ganzen sehr harmonisch.
Der See liegt zwar nahe an der Autobahn und in der Einflugschneise des Flughafens, trotzdem ist es hier relativ ruhig und man hört die Vögel zwitschern. Außer der hohen Wohnhäuser von Neubrück sieht man nichts von der Stadt. Doch anstatt das Bedürfnis nach Erholung anzuerkennen und die bisherige Nutzung des Sees als Ausdruck des Bürgerwillens zu deuten, fällt der SPD regierten Stadt nichts besseres ein, als einem Investor die Verwirklichung seines Traumes von Wasserskibahnen zu verwirklichen. Dazu gibt es ein bisschen Gastronomie und einen kleinen Bereich zum Baden – gegen Eintritt versteht sich. Der Rest des Sees soll gesperrt und zur Naturschutz-Zone erklärt werden.
Dass anderswo genau aus Naturschutzgründen der Betrieb von Wasserski verboten oder strengstens reglementiert ist, weil er die Tiere zu sehr beeinträchtigt – was interessiert’s die Kölner SPD? Dass sich die verkehrslärm-geplagten Ohren der AnwohnerInnen von ICE-Strecke, Flughafen, Autobahn und Ausfallstrassen nun auch noch beim Baden Motorenlärm anhören dürfen – was soll’s? Dass das Wasserskifahren eher Gäste von weiterher anlockt, nicht aber der Naherholung dient, dass die einkommensschwachen Stadtteile im rechtsrheinischen Köln etwas Anderes brauchen als die Zerstörung ihres kostenlosen Freizeitvergnügens und ein weiteres kommerzielles Angebot, das sie sich nicht leisten können – was kümmert das schon einen Sozialdemokraten wie den Bezirksbürgermeister Markus Thiele? Der äußert eher Verständnis für das Profitinteresse des Investors.

Es heißt von Köln, es sei zwar hässlich, aber die Leute seien so nett. Auf die Dauer kann man davon nicht leben. Vor Allem wenn das nett sein mit so viel Unverstand einhergeht. Es ist 40 Jahre her, dass der Schriftsteller Rolf Dieter Brinkmann auf die Kölner Verhältnisse geschimpft hat. Es hat sich nichts verändert.

 

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