Bekanntmachung des Aufbaus einer autonomen, queerfeministischen Struktur auf dem Kölner Wagenplatz „Wem gehört die Welt“:

Liebe Mitbewohner*innen, Freund*innen, Mitkämpfer*innen, Feminist*innen,

wir freuen uns, euch heute am 8. März bekanntzugeben, dass wir eine autonome queerfeministische Struktur auf unserem Wagenplatz aufbauen. Grund dafür sind die herrschenden patriarchalen Strukturen hier auf dem Platz.
Wir sind verzweifelt, wir sind wütend, kurz gesagt: Uns Mitbewohner*innen auf „Wem gehört die Welt?“ geht es seit geraumer Zeit richtig scheiße. Wir fühlen uns eingeschüchtert, allein gelassen, wir trauen uns nicht mehr, uns auf dem Wagenplatz frei zu bewegen und unsere Meinung zu sagen. Diese Gefühle beruhen auf Erfahrungen mit einigen Mitbewohner*innen des Platzes, die patriarchal-unterdrückendes Verhalten an den Tag legen. Wir wurden bedroht, diskreditiert, uns wurde der „Mitbewohner*innenstatus“ abgesprochen und wir wurden immer wieder durch aggressives Auftreten von Mackern eingeschüchtert.
Wir erleben dieses Verhalten als psychische Gewalt, die wir uns nicht mehr gefallen lassen. Dadurch, dass alle Konflikte zwischen den Mackern und anderen Mitbewohner*innen zur „Privatsache“ erklärt werden, wird ein strukturelles patriarchales Unterdrückungssystem erhalten.
Wer widerspricht, hat Repressionen durch soziale Ausgrenzung zu befürchten. Unbequeme FLINTA* und Allies wurden weniger ernst genommen oder durch Gerüchte, Mobbing und Drohungen mundtot gemacht. Solidarität mit den Betroffenen findet nur im privaten, geschützten Rahmen statt. In Gemeinschaftssituationen und auf dem Plenum wird zu den Angriffen geschwiegen und diese sogar verteidigt.
Klärungsversuche verschiedener Art sind bisher gescheitert: Gespräche wurden verweigert oder dazu genutzt, um verbale Gewalt auf die Betroffenen auszuüben.
All das führt dazu, dass wir uns als Betroffene zurückgezogen haben und immer seltener an Gemeinschaftsaktionen und am Plenum teilnehmen konnten. Denn wir sind daran ausgebrannt; trotzdem immer wieder den Mund aufzumachen, trotzdem das, was uns wichtig ist zu benennen, trotzdem füreinander einzustehen… .
Wir haben keinen Bock mehr, unsere Energie zu verbrauchen, den Repressionen, die folgen, standzuhalten!
Deswegen organisieren wir uns ab jetzt autonom, um unser Zusammenleben aktiv profeministisch zu gestalten.
Wir lassen uns nicht weiter in unseren Kämpfen individualisieren und einschüchtern, sondern holen uns unsere Handlungsfähigkeit zurück.
Indem wir unseren Struggle sichtbar machen, finden wir Solidarität im feministischen Außen.
Wir solidarisieren uns mit allen kämpfenden FLINTA* auf Wagenplätzen, in Hausprojekten, auf den Straßen und überall.
Wir freuen uns, dass wir ab heute eine autonome Struktur haben.

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