Pressemitteilung
Erst kürzlich hatten sich Lehrende und Studierende der HfMT Köln in einem
offenen Brief an den Rat der Stadt Köln gewandt und den Erhalt des Autonomen
Zentrums als kulturell wertvollen Freiraum gefordert.
(http://az-koeln.org/offener-brief-von-lehrenden-und-studierenden-der-hfmt-koln-an-den-ob-und-den-rat/)
Die Empörung unter den jungen Kulturschaffenden darüber, daß die
Politik ihre Appelle ungehört läßt, ist groß. Neben der
renommierten Hochschule für Musik und Tanz hatten sich eine Vielzahl weiterer
kultureller und sozialer Institutionen mit dem Autonomen Zentrum solidarisiert.
Die Erklärung der Lehrenden und Studierenden der HfMT im Wortlaut:
Autonomes Zentrum: Lehrende und Studierende der HfMT Köln fordern sofortigen
Verzicht auf bevorstehende Räumung
Öffentliche Erklärung von Lehrenden und Studierenden der Hochschule
für Musik und Tanz, Köln, den 20. Juli 2013
Am 11. Juli 2013 haben sich Lehrende und Studierende der Hochschule für Musik
und Tanz Köln in einem offenen Brief an den Rat der Stadt Köln und an den
Oberbürgermeister gewandt und den Erhalt des Autonomen Zentrums in Köln
Kalk gefordert.
(http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=19240)
Mit Erstaunen stellen wir fest, daß die Verantwortlichen im Stadtrat,
insbesondere die SPD-Fraktion, trotz massiver Proteste verschiedenster kultureller
und sozialer Institutionen an ihrem Vorhaben, einen für das kulturelle Leben
wertvollen Ort durch einen Grünstreifen (!) zu ersetzen, unbeirrt festhält
und eine demokratische, öffentliche Auseinandersetzung mit den Sachargumenten
verweigert. Wir halten dieses Vorgehen in einer Demokratie für inakzeptabel.
Wir sind über die Vorgehensweise der Verantwortlichen im Stadtrat empört.
1. Wir fordern eine demokratische, transparente und öffentliche
Auseinandersetzung mit den Argumenten für und wider das Autonome Zentrum in
Köln Kalk. Die Appelle einer Vielzahl kultureller und sozialer Institutionen
müssen gehört werden! Diese schlicht zu ignorieren und mit immer neuen
Beschlüssen zu beantworten entspricht nicht unserem Verständnis von
Demokratie.
2. Wir fordern die SPD auf, die sachlichen Argumente für die Notwendigkeit der
Kündigung des ehemaligen Nutzungsvertrages darzulegen. Die bislang genannten
Gründe (Grünstreifen, Schulerweiterung) sind, wie durch mehrere
Alternativplanungen nachgewiesen werden konnte, mit einem Fortbestehen des AZ
problemlos vereinbar.
Es ist für uns daher nicht nachvollziehbar, weshalb die SPD diese
Kompromissplanungen nicht in Erwägung ziehen möchte. Uns verwundert,
daß stattdessen eine massive gesellschaftliche und soziale Konfrontation in
Kauf genommen wird.
Auch hat die SPD bislang den gesellschaftlichen Nutzen einer Wiese in Kalk nicht so
plausibel erklärt, daß uns im Gegenzug die Zerstörung eines Ortes,
an dem Jugendliche kritisch denken, sich kreativ entfalten und wertvolle soziale
Strukturen schaffen, verhältnismäßig scheint.
3. Wir fordern die SPD auf sachliche, ergebnisoffene Gespräche mit den
Verantwortlichen im AZ aufzunehmen. Wir bitten die SPD hierbei zu erkennen,
daß es sich beim AZ um ein soziales und kulturelles Projekt handelt, das von
vielen Menschen in und um Köln genutzt und geschätzt wird und es hierbei
um die Interessen von weit mehr Menschen geht, als der wenigen, die das AZ
betreiben. Wir als Vertreter_innen der Kultur sind hierbei nur eine Gruppe von
vielen, die ihre Solidarität erklärt haben.
(http://az-koeln.org/keintagohne/solidaritat/) Ihre Belange muß die SPD
endlich zur Kenntnis nehmen und bei den Verhandlungen berücksichtigen!
4. Wir fordern, daß die Gespräche ergebnisoffen und ohne Vorbedingungen
geführt werden. Die Maximalforderung der SPD das Gelände zu räumen,
bevor Gespräche aufgenommen werden, ist absurd, da hier das gewünschte
Ergebnis der Verhandlungen zur Vorbedingung gemacht wird.
5. Wir sehen den Einsatz von Gewalt nicht als legitimes Mittel der
Auseinandersetzung an. Wir fordern daher einen Verzicht auf den Einsatz von Gewalt
von allen Seiten.
Eine gewaltsame polizeiliche Räumung aufgrund von Beschlüssen, die ohne
demokratische, öffentliche Auseinandersetzung mit den inhaltlichen Argumenten
erfolgt, ist nicht hinnehmbar. Eine Regierungskoalition, die ihre Beschlüsse
nicht mehr politisch, sondern gewaltsam durchsetzt, stellt sich selbst in Frage!
Die Privatsphäre und Integrität von Politiker_innen muß geachtet
werden.
6. Wir fordern die SPD auf die öffentliche, demokratische Auseinandersetzung
mit den Argumenten nicht durch eine Gewaltdebatte zu ersetzen.
Die meisten Nutzer_innnen des AZ sind Jugendliche aus Köln, keine Kriminellen.
Diese Jugendlichen verdienen die Unterstützung und das Gehör der
Verantwortlichen im Stadtrat, da sie ein beachtliches soziales und kulturelles
Angebot selbst ins Leben gerufen haben, wo sonstige Angebote entweder nicht
hinreichend gegeben sind oder von Jugendlichen als nicht ansprechend empfunden
werden.
7. Wir fordern eine klare Positionierung der SPD gegen die Fraktion „Pro
Köln“.
Das AZ ist ein Ort, an dem auch viele gesellschaftliche Minderheiten einen
Schutzraum finden. Es ist von seinem Selbstverständnis her ein Ort, an dem
Rassismus, Sexismus und Homophobie nicht geduldet werden. Vielmehr werden die
Besucher_innen aufgefordert, verletzendes und diskriminierendes Verhalten zu
reflektieren, anzusprechen und die Betroffenen in Schutz zu nehmen. Das AZ
beheimatet zudem mehrere Veranstaltungsreihen, die sich um die Belange von Frauen,
Lesben, Schwulen, Transgender und Intersexuellen drehen, etwa das Café
Queeria oder die FLTI*-Tage.
Wir halten es daher für unbedingt geboten, daß gerade die SPD hier klare
Stellung gegen „Pro Köln“ bezieht. Sie darf sich nicht von jenen
Kräften vor sich hertreiben lassen, welche die erklärte Absicht haben, die
Freiräume für diese Menschen zu beseitigen und zu zerstören.
Unter den lauten und grellen Rufen der Fraktion „Pro Köln“ nach einer
sofortigen Räumung empfinden wir die Positionierung der SPD in diesem Streit
als verstörend.
8. Schließlich fordern wir erneut den sofortigen Verzicht auf eine
Räumung und den Erhalt des Autonomen Zentrums durch eine unbefristete
Verlängerung des Nutzungsvertrages.
In Zeiten des Massenkonsums und der Dauerunterhaltung sind politisch interessierte
und engagierte Jugendliche, die sich Gedanken über die Formen unseres
Zusammenlebens machen, eine Seltenheit geworden. Die Verantwortlichen in der Politik
müssen sich fragen, welchen Dienst sie der Demokratie leisten, wenn sie gerade
gegen diese Jugendlichen mit den Mitteln der Kriminalisierung und der Polizei
vorgehen.
Mike Hackbarth
Konstantin Pfalz
David Quaas
Sascha Frick
Nicolas Berge
Paul Diemer
Florian Kersten
Stephanie Sonnenschein
Katrin Klingbeil
Yannick Richter
Christoph Stöber
Max Mille
Lisa Schumann
Erik Sohn
David Schwalbach
Charlotte Mohrs
Julia Schmidt
Annika Kruse
Michael Rappe
Jennifer Denzler
Leonie Maier
Wolfgang Ruland
Lilli Berger
Anne Günster
David Schlünkes
Alexandra Kockelmann
Isabel Walter
Simon Schuller
Veronika Skala
Alexander Lüken
Eliane Solbach
Eva Bächli
Johannes Schöllhorn
Kevin Con
Giotto Roussies
Friedemann Dittmar
Ferdinand Graetz
Sarah Breusch
Markus Hechtle
Lisa Richter
Anna Rizzi
Lorenz Rosenthal
Stephan Schönlau
Max Babin
Melanie Pförtner
Tim Düwel
Johannes Meyerhöfer
Michael Göllner
Martin Kirchhübel
Dirk Bechtel
Matthias Lange
Hildegard Windfelder
Julia Zech
Philipp Mitschke
Frank Reinshagen
Rusul Alhyalie
Ole Hübner
Dorothea Baier
Elisabeth Fügemann
Gaby Sonnenberg
Konrad Junghaenel
Robert Reichinek
Lisa-Gwendolin Eichberger
Nora Krahl
Marion Wegscheider
Johannes Klingebiel
Kenn Hartwig
Angela Metzler
Fabian Mohn
Carina Otte
Felix Cornelius
Stefan Schönegg
Roland Höppner
Michael Dölle
Lin Yang
Judith Paletta
Josefine Huff
Anthony Spiri
Ricarda Grewe
Laura Ströder
Simon Fendler
Michelle Schäfer
Florian Felten
Bolle Selke
Benedikt Haastert
Paul-Moritz Baerens
Christine Stöger
Jonas Ort
Daniela Wogawa-Treise
Mariya Shykyrinska
Philipp Lack
Marion Schmitz
Maximilian Bach
Joon Laukamp
Antonia Steiner
Miriam Zeh
Sascha Lukas
Dorothee Neumann
Maximilian Stössel
Henrike Kümmerer
Thomas Rieder (Musikpädagogik, Universität zu Köln)
Sebastian Seidel (Wuppertaler Bühnen)
Moritz Beichl, Österreich
Ditz Christiane, Niederlande