Kein Tag mit sexistischen Übergriffen

Das Autonome Zentrum hat entschieden, dass es am Geburtstagswochenende keine Parties geben wird. Die Tanzdemo am Freitag und das Politik-, Kunst- und Kulturprogramm Samstag tagsüber finden statt.

In einem Jahr mit autonomen Zentrum ist es uns nicht gelungen dauerhaft eine antisexistische Stimmung im AZ zu erzeugen. Es kam mehrmals zu sexistischen Übergriffen und Bedrohungen. Dabei ist es völlig unerheblich, was, wann, genau passiert ist, wer betroffen ist etc. Das geht keine_n außer den Betroffenen etwas an. Respektiert dies und behaltet eure Fragen und Vermutungen für euch.

Wir wollen jetzt ein deutliches Zeichen setzen, dass es so nicht weitergehen kann. Wir müssen uns ein neues Konzept überlegen, wie wir im AZ eine antisexistischen Atmosphäre schaffen können und vor allem Parties angenehmer und sicherer gestalten können. Auch ihr könnt dazu beitragen, indem ihr euch einbringt, als Vordenker_innen oder als Support-Infrastrukur*.

Gerade bei einer so großen Party ist es schwierig unseren eigenen Ansprüchen zu genügen. Insgesamt funktioniert dies nur, wenn möglichst viele Nutzer_innen des AZ für das Thema sensibilisiert sind, ein kollektives Verantwortungsbewusstsein entsteht und Übergriffen, sexistischem, homophobem, rassistisches Verhalten und Mackertum klar entgegengen getreten wird.
Natürlich ist die Partyabsage schade, für alle die in der Vorbereitung involviert waren und für alle die mit uns feiern wollten, aber wir sehen uns zu diesem Schritt gezwungen, um ein Zeichen zu setzen und eine Sensibilisierung voranzutreiben.

Wir haben uns in den vergangenen Monaten viele Gedanken gemacht, wie wir -insbesondere bei Parties – Strukturen bereitstellen können, die auf solches Verhalten schnell und konsequent reagieren und wie wir auch im Vorfeld deutlich kommunizieren können, dass wir dies hier nicht akzeptieren. Wir bemühen uns darum, dass jederzeit am Eingang und an der Infotheke Menschen ansprechbar sind und direkt Hilfe holen können. Ein „Konfliktteam“ und mehrere „Spaßbremsen“* versuchen im Auge zu behalten, was gerade im Haus und drumherum abgeht. Doch dies hat nicht ausreichend funktioniert.

Wir hoffen, dass wir es in Zukunft gemeinsam besser schaffen aufeinander aufzupassen, Grenzen zu akzeptieren und ein Umfeld zu schaffen, in dem jede_r Unterstützung findet und Übergriffe gar nicht erst vorkommen.
Über die persönlichen Grenzen entscheidet jede_r hier selber und hat dazu die Definitionsmacht zu beurteilen, wo ein Übergriff anfängt. Wir werden diese akzeptieren. Wer hier Anlass gibt zur Beschwerde, wird damit konfrontiert werden. „Nein“ heisst Nein und „Lass mich in Ruhe“ ist eindeutig und wer das nicht respektiert wird keine Parties mehr im AZ feiern und hochkant rausgeworfen.

Wir halten an der Nachttanzdemo und dem Programm am Samstag fest, weil es uns hierbei um das politische Signal geht, dass wir unser Recht auf Stadt auch weiterhin einfordern werden, dass wir hier weiter Politik, Kunst und Kultur betreiben werden.

Wir haben für Samstag ein fettes Programm mit vielen Veranstaltungen, auf die mensch sich freuen darf, von den unterschiedlichsten Menschen und Initiativen und zu spannendsten Themen. Wir werden einen Teil der Konzerte in das Programm tagsüber integrieren, dass jetzt schon ab 11 Uhr morgens mit einem Brunch beginnt und um 22 Uhr abends endet.

Wir freuen uns, über viele interessierte Besucher_innen, die das AZ auch ohne Party zu schätzen wissen.

 

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* Die Bezeichnung „Spaßbremsen“ hat sich bei uns mittlerweile eingeschliffen. Uns ist allerdings bewusst, dass sie im Kontext sexistischer Gewalt fehl am Platze ist. Unsere bisherige Arbeitsteilung war die, dass besagte Spaßbremsen den Abend über nüchtern bleiben, die Augen offen halten und jede Menge Mist der regelmäßig passiert unterbinden, sowie auch ein bißchen im Sinne der Nachbarschaftspflege darauf hinweisen, in der Wiersbergstr. in den frühen Morgenstunden nicht allzu laut zu sein. Um Konflikte, Übergriffe etc. kümmert sich ein Konfliktteam, dass sich im Vorfeld damit auseinandergesetzt, wie wir mit solchen Situationen umgehen und insbesondere das Konzept der Definitionsmacht berücksichtigt.

Falls ihr euch vorstellen könnt das ab und zu mit uns zu machen, dann schreibt uns eine Mail mit dem Betreff „Spaßbremsen Party Pool“ an partyministerium[ät]riseup.net. Don’t worry, ihr müsst keine Schränke dafür sein und werdet am Abend bestens gebrieft.

 

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