Am Samstag, den 05.12.20 versammelten sich ab 14 Uhr am Rudolfplatz in Köln ca. 200 Teilnehmer*innen zur Kundgebung unter dem Motto „Die Stadt gehört uns Allen“.
Eingeladen hatten Aktive des Autonomen Zentrums Köln, welche sich für den Fortbestand des AZs an der Luxemburger Straße 93 und eine solidarische Stadt für Alle einsetzen.
Mit dabei waren die Alte VHS Bonn, das Autonome Zentrum Köln, Assata im Hof, [ku:] Raum für queerfeministische Dominanz, das Hausprojekt Obdachlose mit Zukunft OMZ, die Initiativen Bürger*innenasyl, Herkesin Meydanı – Platz für Alle und Kein Mensch ist illegal, sowie das Kaffee Güzel.
Die Alte VHS Bonn ist das soziokulturelle Zentrum im Herzen von Bonn. Die Alte VHS soll nach dem Willen der Stadt Bonn im Juni 2021 aus ihrem aktuellen Gebäude ausziehen. Bis dato gibt es noch kein Alternativobjekt, in dem die Aktiven der Alten VHS das aktuelle Angebot fortführen könnten.
Das Autonome Zentrum Köln besteht seit über 10 Jahren und kämpft genauso lange um den Fortbestand. Nach nunmehr zwei Umzügen, soll die derzeitige Liegenschaft ab Mai 2021 abgerissen werden, um eine Wiese auf dem aktuellen Grundstück zu pflanzen. Ernstzunehmende Gründe für den Abriss, geschweige denn angemessene Alternativimmobilien bot die Stadt den Autonomen auch nach jahrelangen Verhandlungen noch nicht an.
Assata im Hof ist ein feministischer Raum für FLINT* in Köln, welcher nach langen Verhandlungen und Dank dem öffentlichen Druck von Unterstützer*innen vor einigen Wochen einen 20-jährigen Nutzungsvertrag aushandeln konnte.
[ku:] Raum für queerfeministische Dominanz wurde erst kürzlich in der Kölner Südstadt gegründet und wagt in Zeiten der Corona-Krise die Eröffnung von benötigtem Raum für – wie der Name des Projektes aussagt – queerfeministische Dominanz in Köln.
Das Hausprojekt Obdachlose mit Zukunft OMZ entstand Anfang 2020 durch die Besetzung eines leerstehenden Gebäudes durch bis dato von Obdachlosigkeit betroffenen Menschen. Derzeit bewohnen ca. 40 Personen das Gebäude und die ehemalige Besetzung entwickelt sich zu einem sozio-kulturellen Zentrum von unten mit Beispielcharakter weit über Köln hinaus.
Die Initiative Bürger*innenasyl unterstützt Geflüchtete vor der Abschiebung in ihre Herkunftsländer oder vor Rücküberführungen nach dem Dublinverfahren, indem sie privaten Wohnraum als Schutzraum organisiert und an Abschiebungsbedrohte vermittelt.
Herkesin Meydanı – Platz für Alle setzt sich für eine selbstbestimmte Erinnerungskultur und politische Bildung in Köln Mülheim ein. Zentrales Anliegen ist die Schaffung eines Gedenkortes an der Keupstraße aufgrund der Bombenanschläge durch den NSU in der Kölner Keupstraße und Probsteigasse, sowie den jahrelangen, rassistisch geprägten Ermittlungsarbeiten deutscher Sicherheitsbehörden.
Kein Mensch ist illegal ist ein bundesweites Netzwerk antirassisitischer Gruppen, die sich für das Aufenthaltsrecht aller Menschen einsetzt.
Das Kaffee Güzel war ein unkommerzieller Kulturraum, welcher Mitte diesen Jahres seine Räumlichkeiten verlassen musste. Das Kaffee Güzel, das OMZ und das Autonome Zentrum eint, dass alle drei Projekte früher oder später für die Erweiterung des inneren Grüngürtels verschwinden sollen.
Gemeinsam sprachen sich die Beteiligten für eine solidarische Gestaltung der Kölner Stadtgesellschaft von unten aus. Besonders in Zeiten der Corona-Pandemie gilt es, die Vernetzung und Zusammenarbeit aller linken und emanzipatorischen Akteur*innen in Köln zu etablieren und zu festigen.
„Es ist an uns, entgegen den kapital- und profitfokussierten Interessen der Stadtregierung, eine gemeinschaftliche und zivilgesellschaftliche Gegenkraft auszubauen und das gute Leben für Alle zu erkämpfen.“ erklärte Sabrina Purple, Pressesprecherin des Autonomen Zentrums Köln am Ende der Kundgebung.
Kulturelles Programm, welches in Zeiten der globalen Corona-Pandemie in weiten Teilen zum Erliegen kam, brachten an diesem Nachmittag die im AZ Köln probende Punkband Rainbow Dash sowie die Rapperin & Soulsängerin Fleur Earth auf den Rudolfplatz. Leider musste das Orga-Team der Veranstaltung im Nachhinein feststellen, dass Fleur bzgl. der aktuellen Corona-Pandemie Meinungen und Weltanschauungen vertritt, von denen sich das AZ Köln klar distanzieren.
Durch erfreuliche Abwesenheit glänzten an diesem Tag das Ordnungsamt und die Polizei Köln, welche nur zu Kundgebungsbeginn für wenige Minuten vor Ort waren und damit gleichzeitig das Desinteresse von staatlicher Seite an einer Stadt für Alle von unten zum Ausdruck brachten. Eine gewohnte Einsatzplanung nach der Bewerbung einer Kundgebung durch das Autonome Zentrum Köln mit Unmengen an Hundertschaftpolizit*innen hätte zweifelsohne zu noch mehr öffentlicher Aufmerksamkeit geführt, welche die Planer des Ausverkaufs städtischen Lebensraumes offensichtlich so gering wie möglich halten wollten.
Wir sind gekommen um zu bleiben!
Kein Tag ohne!
Die Stadt gehört uns Allen!