Am 16.04.2010 wurde, ausgehend von der Kampagne pyranha, die ehemalige KHD-Kantine in der Wiersbergstr. in Köln-Kalk besetzt und das Autonome Zentrum eröffnet.
In den ersten Tagen der Besetzung wurde das Haus geputzt (z.B. bei der großen Staubsaugerparty) und die Infrastruktur weitestgehend instand gesetzt. Parallel fanden auch schon erste Veranstaltungen wie verschiedene Workshops, Infoveranstaltungen, Nachbar*innentreffen und eine Arbeitslosenberatung statt. In der folgenden Woche (19.-25. April 2010) sollte eine Bau- & Kreativwoche das Gebäude für ein selbstverwaltetes Zentrum nutzbar machen.
Kommunique #2
Kommunique #2.1 – Hier findet ihr das Kommunique #2 in der Weichspüler-Version – gleicher Wortlaut wie #2, aber diesmal garantiert ohne böseböse vermummte Autonome!
Hier ein paar Eindrücke vom Haus an der Wiersbergstraße
AZ Kalk Begehung
Infomaterial & Flyer von Veranstaltungen, Konzerten und vieles mehr
Obwohl die Sparkasse, die Eigentümerin des Gebäudes, immer wieder behauptete, dass das Haus aufgrund des baulichen Zustandes nicht nutzbar sei und die Besetzer*innen das Haus verlassen sollen, konnte dies durch eine Begutachtung durch einen Architekten als Lüge entlarvt werden. Auch nach der Überreichung des Gutachtens an die Sparkasse zeigte sich diese weiterhin nicht gesprächsbereit. Mit einer ersten Soli-Demo am 6. Mai 2010 sollte die Forderung nach einer Duldung daher breiter auf die Straße getragen werden.
Auch das Programm wurde immer weiter ausgebaut. So gab es das zweitägige Kulturfestival „Twister No. 1“, regelmäßige Nachbar*innenschaftstreffen, Diskussionsabende, Kino, Küfa, die regelmäßige Arbeitslosenberatung und vieles mehr!
Dann wurde bekannt, dass Polizei, Sparkasse und Stadt für den 29.06.2010 die Räumung des AZ planen, noch immer begründet mit den bereits widerlegten angeblichen Sicherheitsmängeln. Die AZ-Aktivist*innen beantworteten diese Räumungsandrohung mit einer Besetzung des Rathauses. Oberbürgermeister Roters erklärte sich daraufhin zu einem Gespräch bereit, das jedoch erfolglos blieb.
Nachdem auch das Bauaufsichtsamt bescheinigte, dass das Gebäude für die Nutzung eines AZ geeignet sei, setzte die Sparkasse weiterhin auf Eskalation und kappte Ende Juli 2010 die Strom- und Wasserzufuhr. Doch auch dies konnte die Aktivist*innen nicht entmutigen.
Räumungsversuch und Vertragsverhandlungen 2011
Nach weiteren turbulenten Monaten kam es im März 2011 schließlich zu einem weiteren Räumungsversuch. Erst kurz vor vor knapp erklärte sich die Sparkasse bereit, die Räumung abzusagen und in Verhandlungsgespräche um eine Nutzungsüberlassung zu gehen.
Im August wurde schließlich ein unbefristeter Nutzungsvertrag unterschrieben, allerdings mit einer 3-monatigen Kündigungsfrist beim Verkauf des Gebäudes. Schon zu diesem Zeitpunkt war davon auszugehen, dass die Stadt Köln bald das Gebäude übernehmen werde, d.h. es konnte schon sehr bald weitergehen mit dem Kampf ums AZ. Dies kündigte sich bereits Ende des Jahres an: Im Hauptausschuss der Stadt Köln wurde die Kündigung des Nutzungsvertrags als Bedingung für die Übernahme des Gebäudes durch die Stadt und somit die Räumung des AZ beschlossen.
Kommunique #4
Fernsehberichte zur Beinahe-Räumung
Video vom 02.04.2011: “Für ein AZ: Alles muss man selber machen“
Die Pläne der Stadt, das AZ zu überplanen, wurden immer deutlicher. So sollte das AZ laut des Bebauungsplans Kalk-Süd durch einen Grünstreifen ersetzt werden. Zwar wurde aus diesen Plänen nichts, doch von Ruhe konnte keine Rede sein. Zitat aus dem Stadtplanungsamt : “Wir haben den politischen Auftrag, das Autonome Zentrum wegzuplanen.“
Am 14.02.2012 wurde im Rat die Kündigung des Vertrages zwischen der Sparkasse und dem AZ entschieden. Die Gegenproteste wurden durch gewalttätige Cops zurückgehalten.
Am 13.03.2013 kam es schließlich zur tatsächlichen Kündigung bis zum 30.06.2013 (wobei dieses Mal nicht mehr ein Grünstreifen als Erklärung herhalten musste, sondern eine Schulerweiterung). Daraufhin startete die Kampagne „Kein Tag ohne“, um zu einer Verteidigung des Hauses zu mobilisieren und deutlich zu machen, dass es kein Köln ohne AZ mehr geben wird. So gab es zahlreichen Aktionen: z.B. die Auftaktdemo warm up for resistance (30.04.2013), das Barrikadenfest (11.05.2013), die RAK-Antiräumungsgala (ab dem 13.05.2013) und gather & resist (siehe unten).
Kampf um den Erhalt
Gather & Resist (28.06.-07.07.2013)
Gather&Resist ist ein europaweites Vernetzungs- und Aktionstreffen zur Verteidigung des Autonomen Zentrums in Köln gegen eine mögliche Räumung.
Neben dem Austausch untereinander und zahlreichen Vorträgen/Workshops wurden gemeinsam Barrikaden gebaut, das Haus räumungssicher gemacht und durch Aktionen auf der Straße weiterer Druck auf die Verantwortlichen in der Stadt aufgebaut. Am 6. Juli gab es beispielsweise eine große Demo zum Erhalt des AZ und in Solidarität mit anderen bedrohten Squats weltweit.
Denn: Eine Kündigung ist noch keine Räumung. Mit Gather&Resist wollten wir gemeinsam die Wiederbesetzung feiern und den Widerstand, den die Stadt erwartet, spürbar machen.
Ende AZ Kalk
Der Druck, der gegen die Gesprächsverweigerung der SPD aufgebaut wurde, hat seine Wirkung gezeigt:
Ob die Gather & Resist Woche, militante Aktionen für das AZ in Köln und anderen Städten, der Offene Brief, der eine überwältigend positive Debatte zum Erhalt des AZ in der Wiersbergstraße ausgelöst hat, sowie die mediale Debatte, die selbstbestimmte Zentren als Notwendigkeit und Gegenpol in der durchkommerzialisierten Stadt in den Fokus rückte: die SPD musste ihre Verweigerungshaltung aufgeben und auf das AZ zugehen, um mit uns die eigentlichen Gespräche über das Fortbestehen des AZ zu beginnen.
Leider konnte kein Verbleib des AZ an der Wiersbergstr. ausgehandelt werden. Stattdessen wurden uns die beiden Ersatzgebäude am Eifelwall 7 und an der Luxemburger Straße 93 angeboten.
Im Kommunique #6 heißt es:
Das Plenum des AZ hat sich für das einzige Angebot der Stadtverwaltung entschieden, was zugleich Erfolg und Niederlage bedeutet. Letzten Endes wurde sich für einen „sicheren“ Ort und gegen den Kampf um das Haus in der Wiersbergstraße, eine Alternative in Kalk oder eine neue Besetzung entschieden.
Im August 2013 wurde schließlich der Nutzungsvertrag für den Eifelwall und die anschließende Nutzung der Lux unterschrieben.
Nun hieß es Abschied nehmen vom AZ an der Wiersbergstr., von einem Haus gefüllt mit vielen Erinnerungen und Erfahrungen und einen Neuanfang wagen.
Abriss des AZs in Kalk