Sympathisant*innen des Autonomen Zentrums und des Wagenplatzes werden am Sonntag lautstark gegen ihre Verdrängung demonstrieren. Nach komplizierten Kooperationsgesprächen konnte trotz Köln Marathon eine Demonstrationsroute in der Innenstadt durchgesetzt werden. Die Demonstration startet um 14 Uhr am AZ und endet mit einer Abschlusskundgebung am Zülpicher Platz.
Sie wird den Abschluss des „RabAZ“-Aktionswochenendes mit vielfältigen Aktionen, Workshops und Infoveranstaltungen zum Thema „Verdrängung von Freiräumen“ bilden. „Es ist der Wahnsinn!“, sagt Clara Fall vom AZ. „Wir haben bereits lange im Vorfeld bundesweit mobilisiert und andere bedrohte Projekte eingeladen. Dieses Wochenende hat echt erfolgreich angefangen und wir sind sicher: Die Demo am Sonntag wird eindrucksvoll deutlich machen, dass wir viele sind und uns nicht einfach vertreiben lassen!“
Route:
Die Demonstration startet am AZ und geht über Luxemburger Str., Barbarossaplatz, Salierring, Volksgartenstr., Merowingerstr., Chlodwigplatz, Karolingerring, Karthäuserwall, Ulrichgasse, Sachsenring, Barbarossaplatz bis zur Abschlusskundgebung am Zülpicher Platz.
HINTERGRUND:
Das Autonome Zentrum Köln in der Luxemburger Straße (kurz: AZ) ist ein Freiraum für Kunst, Kultur, Bewegung und Politik. Über 40 Projekte haben dort ihren Platz, zum Beispiel verschiedene Sportangebote, politische Gruppentreffen, Konzerte, Foodsharing oder auch eine Selbsthilfe-Fahrradwerkstatt. Das AZ ist selbstverwaltet und unkommerziell. Genau so verhält es sich auch mit dem Wagenplatz „Wem gehört die Welt“: Er ist ein Ort für unkommerzielle Veranstaltungen und selbstbestimmtes alternatives Wohnen.
Das AZ und der Wagenplatz „Wem gehört die Welt“ bieten wertvolle Freiräume für alle, die sich kommerzielle Angebote nicht leisten können oder von Verdrängung betroffen sind. Hier wird ausprobiert, wie eine ökologisch nachhaltige Gemeinschaft ohne Sexismus, Rassismus, Intoleranz
und möglichst frei von kapitalistischem Denken funktionieren kann – basisdemokratisch.
Der Wagenplatz und das AZ sind jedoch akut bedroht. Das Gelände, auf dem bisher der Wagenplatz steht, soll verkauft werden. Die Stadt möchte das AZ an seinem jetzigen Standort abreißen und beansprucht das Areal für das Prestigeprojekt „Parkstadt Süd“. Die Kommunikation über den Erhalt
der Projekte findet mit den Betroffenen des Wagenplatzes nicht statt und das AZ bezeichnet die Gespräche als schwerfällig und schleppend. Uli Rothfuß vom AZ: „Wir haben den Eindruck, es wird eine Strategie des bewussten Verzögerns gefahren und die Verantwortlichen fürchten die längst überfällige gesellschaftliche Diskussion über die Notwendigkeit linksradikaler Orte. Ein Bebauungsplan kann leicht geändert werden – das zeigt auch die Inklusion von Gebäuden wie das neue Stadtarchiv in den gelanten Grüngürtel. Forderungen, auch das Autonome Zentrum in den geplanten Grünstreifen zu integrieren, wurden dagegen nicht einmal ernsthaft diskutiert.“ „Wem gehört die Welt“ existiert seit 29 Jahren und ist der älteste Wagenplatz Kölns. Seit zwei Jahren plant die Stadt Köln den Verkauf des Grundstücks. Trotz wiederholter Aufforderungen der Bewohner*innen ist die Stadt nicht bereit Transparenz für alle Beteiligten zu ermöglichen. Es gibt keine Ansprechperson in den städtischen Behörden, keine klare Zuständigkeit, kein Entgegenkommen. Die Stadt Köln will auf Kosten der Bewohner*innen das Gelände verkaufen, um ihre Versäumnisse einer miserablen Wohnungs- und Kulturpolitik der letzten Jahre damit auszugleichen. „Wir hegen keinerlei Umzugspläne. Trotzdem schafft die Stadt gerade Fakten. Doch wir fordern: Kein Verkauf vom Wagenplatz & die Anerkennung unserer Lebensform – hier und überall!“ sagt eine Bewohnerin des Wagenplatzes.
KÖLN IM GLOBALEN TREND UNSOZIALER VERHÄLTNISSE:
Somit wird deutlich: Der Umgang mit dem Autonomen Zentrum und dem Wagenplatz „Wem gehört die Welt“ reiht sich ein in einen besorgniserregenden globalen Trend. „Wir stellen die bundesweite Entwicklung von Verdrängung unkommerzieller Orte zugunsten kapitalistischer Logik fest,“ so Clara Fall vom RabAZ-Komitee. „Wichtige Freiräume und Projekte werden ohne Skrupel zugunsten zahlungskräftiger Unternehmen wegrationalisiert, die Mieten in vielen deutschen Großstädten sind in den vergangenen Jahren um häufig mehr als 50% gestiegen. Kurz gesagt: ein Leben in den Städten können sich nur noch die leisten, die das notwendige Geld dafür besitzen.“
Dagegen wollen das AZ und der Wagenplatz ein deutliches Zeichen setzen.
Weitere Infos gibt es auf der Homepage von RabAZ
www.az-koeln.org/rabaz/. Die Veranstaltung ist bei Facebook zu finden
unter https://www.facebook.com/events/5832715487