Dies ist das zweite Kommunique der Kampagne Pyranha & Freund_innen des Autonomen Zentrums
Am Abend des 16. Aprils 2010 haben wir ein leerstehendes Gebäude in Köln-Kalk besetzt um dort ein Autonomes Zentrum aufzubauen. Wir, das sind mehr als 100 Aktivist_innen & Freund_innen der Kampagne „Pyranha – Für ein autonomes Zentrum“. In den ersten beiden Tagen der Besetzung wurde die seit Jahren leerstehende Großkantine gereinigt und die Infrastruktur weitestgehend instandgesetzt. Neben den Instandsetzungsarbeiten fanden auch jetzt schon einige öffentliche Veranstaltungen und Workshops statt, unter anderem ein Streetart-Workshop, ein Jonglage-Workshop, Infoveranstaltungen und eine Arbeitslosenberatung. Für die nächste Woche (19.-25. April) ist eine Bau- & Kreativwoche geplant, um das Gebäude für ein selbstverwaltetes Zentrum nutzbar zu machen.
Das besetzte Gebäude befindet sich im Besitz der Stadtsparkasse und eignet sich hervorragend für ein Autonomes Zentrum. Es ist weder eine Nutzung für das Gebäude geplant noch steht ein Abrissdatum fest. Mit anderen Worten: Es stand jahrelang leer und sollte auf unbestimmte Zeit auch weiterhin leerstehen. Dabei ist die Bausubstanz und die Infrastruktur des Gebäudes so gut erhalten, dass es sofort genutzt werden kann und ein Abriss unsinnig wäre. Es ist zudem ausreichend groß, um ein selbstverwaltetes Zentrum für parteiunabhängige Politik, unkommerzielle Kultur und Kunst dort aufzubauen. Konkret bedeutet das: Es ist Platz für Werkstätten, Ateliers, Konzerte, das erste rechtsrheinische Kino, Arbeitsräume für politische Gruppen und Kollektive, Seminarräume, Ausstellungsfläche, einen Umsonstladen und noch viel mehr. Dies alles soll unkommerziell, selbstverwaltet und hierarchiefrei organisiert werden.
Der Bedarf für einen solchen Ort in Köln ist groß. Wie die Beteiligung an der Kampagne Pyranha und das Interesse an der vom Bauordnungsamt geschlossenen Schnapsfabrik im letzten Jahr gezeigt hat, gibt es ein großes Bedürfnis nach einem Autonomen Zentrum. Nicht zuletzt die große Anzahl der Besetzer_innen, die sich gerade in dem entstehenden AZ engagieren, macht dies deutlich. Auch für Kalk, das im Moment von einem ehemaligen Arbeiterquartier und Industriestandort in einen schicken, für zahlungskräftigere Menschen attraktiven Stadtteil umgewandelt wird, ist ein Autonomes Zentrum wichtig. Mit den jetzt schon steigenden Mieten ist ein unkommerzieller Ort für Kultur, Kunst und Politik notwendiger denn je, um der Vertreibung von Menschen mit wenig Geld entgegenzuwirken und ihnen kulturelle Teilhabe zu ermöglichen.
Auch Vertreter_innen der Lokalpolitik haben dies schon erkannt und stehen der Idee eines Autonomen Zentrums aufgeschlossen gegenüber. Am Sonntag morgen besuchte uns beispielsweise der Bezirksbürgermeister Markus Thiele (SPD) in dem Autonomen Zentrum und bekundete Sympathie und Unterstützung. „Wir müssen jetzt zusehen, dass ihr in eine Verhandlungsposition kommt“ waren seine Worte, und wir sehen das genauso. Es ist in unserem Interesse, die Besetzung möglichst bald in eine Nutzung übergehen zu lassen.
Das Gebäude wurde besetzt um Tatsachen zu schaffen und um in eine Verhandlungsposition gegenüber der Stadt und den Verwalter_innen des Leerstands zu kommen. Wenn legal gemietete Räume wie die Schnapsfabrik durch die Stadtverwaltung geschlossen werden, dann sehen wir in einer politischen Kampagne für ein Autonomes Zentrum die Konsequenz. Und wenn alles Fragen und Bitten nicht zu konkreten Ergebnissen führt, dann müssen wir uns selber helfen und besetzen.
Damit das Autonome Zentrum entstehen kann fordern wir die Entscheidungsträger der Stadt auf, uns das besetzte Gebäude zur Nutzung zu überlassen. Ausserdem fordern wir von der Politik ein eindeutiges Votum für ein selbstverwaltetes Zentrum in Köln, um die Repression durch die Polizei und die Verwaltung zu beenden. Weiterhin verlangen wir Autonomie über alle Belange des Autonomen Zentrums, z.B. die Raumnutzung oder die Entscheidungs- und Organisationsstrukturen.
Kein Tag ohne Autonomes Zentrum!