Solidarität mit den Betroffenen von Polizeigewalt auf Kalk-Post

Am vergangenen Freitag, den 27.07.2013 wurden friedliche Menschen, welche sich auf dem Platz Kalk Post aufhielten von einem massiven Polizeiaufgebot angegriffen.

In der frühen Nacht wurde eine WG-Party in der Nähe von Kalk Post durch ein großes Polizeiaufgebot beendet. Kurze Zeit später trafen sich viele Gäste auf Kalk-Post wieder. In mehreren Grüppchen unterhielten sich die Leute, ließen den Abend ausklingen. Die Polizei jedoch rückte – obwohl die Stimmung unter den Menschen ruhig undfriedlich war – mit ungefähr 20 (!) Streifenwagen an. Die Menschen wurden aufgefordert den Platz zu verlassen. Über den Lautsprecher wurde ein Platzverweis „an alle Anwesenden für Kalk-Post, Kalk-Kapelle und ganz Kalk“ (!) ausgesprochen. Diese Platzverweise, letzerer ausdrücklich rechtswidrig, wurden von der Menge ignoriert. Eine weitere Durchsage folgte, dann stürmten c.a. 30 Polizist_innen mit Hunden, Schlagstöcken und Pfefferspray bewaffnet den Platz. Menschen wurden umgeworfen, auf sie wurde mit Fäusten eingeprügelt, die bereits am Boden Liegenden mit Pfefferspray eingesprüht, eine Person wurde mehrfach von einem Polizeihund gebissen. Anwohner_innen und Passant_innen die sich als Unbeteiligte ebenfalls vor Ort aufhielten oder Verletzten helfen wollten wurden von den Polizist_innen angeschrieen, geschubst und abgedrängt.

Dieser Übergriff durch Polizeikräfte reiht sich unserer Meinung nach ein in eine allgemeine Ordnungsstrategie, welche von der Kölner Polizeiführung insbesondere im Stadtteil Kalk forciert wird. Täglich kommt es zu rassistischen Polizeikontrollen, die uns als mehrheitlich nicht negativ von Rassismus betroffene Nutzer*innen des Autonomen Zentrums selten bis nie direkt beeinträchtigen. Es reicht aber für ‚Außenstehende‘ schon aus, eine Viertelstunde lang inne zu halten und das Geschehen auf den öffentlichen Plätzen im Stadtteil zu beobachten um eine vage Ahnung zu bekommen, wie repressiv und brutal die Polizei gegen viele Menschen vorgeht, welche durch die Beamt_innen rassifiziert und deshalb/dadurch unterdrückt werden. Ähnliches gilt für den Umgang mit Drugusern; die Kalker Polizei führt gerade an Plätzen wie Kalk Post einen nur als obsessiv sozialchauvinistisch zu bezeichnenden Kampf gegen vermeintliche ‚Junkies‘. Was zählt sind ’saubere Plätze‘. Straßen auf denen nachts nicht gesessen und gelacht und auch mal ein Bierchen getrunken werden darf, Straßen auf denen das Leben geordnet sein soll. Und um dieser vermeintlichen Ordnung Willen ist es der repressiven Logik nach nur rechtens, auf Menschenmengen einzuprügeln, sie mit Pfefferspray zu attackieren und Hunde auf sie zu hetzen.

Was am Freitag Vielen gemeinsam widerfuhr, ist – abtrakt und konkret – was im Stundentakt Einzelne hier ertragen müssen. Alle Menschen, die von der Polizei als potentiell störend markiert werden, erfahren täglich die Einschränkung des eigenen Bewegungs- und Betätigungsfeldes und den damit einhergehenden sozialen Druck. Diese Art von Polizeieinsätzen lesen wir im Rahmen von Aufstandsbekämpfungsmaßnahmen, als die brutale Durchsetzung der Deutungshoheit über den öffentlichen Raum und als Maßnahme zur Selbstlegetimierung des Gewaltonopols. Dieses wird ideologisch derart überhöht, dass es nicht mal Verstöße gegen geltendes Recht benötigt um zu agieren.

Wir rufen alle die Zeug_innen des Übergiffes Freitagnacht geworden sind dazu auf, sich beim Kölner EA oder unter der Mailadresse kalkpost(at)riseup.net zu melden.

Wer Fotos und Videos gemacht hat: Bitte meldet euch unter der oben genannten Mailadresse. Bedenkt aber, dass andere eventuell mitlesen können. Also keine beweisrelevanten Informationen und Daten unverschlüsselt senden.

Das Autonome Zentrum erklärt sich solidarisch mit allen Betroffenen des Polizeiangriffes auf Kalk Post sowie mit allen von Polizeigewalt betroffenen Menschen weltweit!