Nachttanzdemo: Bericht und Auswertung

 

Köln: Am Samstag, den 02.02.2013 demonstrierten ca. 1.500 Menschen, unterstützt durch 4 Soundsystems, für den Erhalt des Autonomen Zentrums Köln Kalk und nahmen sich, diesmal noch tanzend, die Straßen der Kölner Innenstand. Die Demo solidarisierte sich mit der Kampagne „Wake Up, Jump In, Get Wild“ zur Unterstüzung selbstverwalteter Räume weltweit und thematisierte fehlenden Wohnraum und steigende Mieten in Köln sowie die möglichen Schließungen sozialer Projekte aufgrund des desolaten städtischen Haushalts.

Wir denken, dass die Demo als ein klares Signal bei der städtischen Politik angekommen ist: das AZ in Kalk ist längst Teil dieser Stadt und nicht mehr aus ihr wegzudenken, geschweige denn wegzuplanen.

Gerade in der jetzigen Situation, in der die städtische Politik erneut alle Gesprächsangebote seitens des AZ verweigert und stattdessen, wie sich jetzt deutlich zeigt, hinter verschlossenen Türen den „Zeitplan“ für die Kündigung und Räumung des AZ bespricht, hat diese Demo gezeigt, dass wir viele sind denen das AZ eine Herzensangelegenheit ist und das wir unsere eigene Öffentlichkeit schaffen können. Eine Räumung des AZ sollte sich die Stadt deshalb gut überlegen.

Zum Ablauf der Demo

Bereits bei der Auftaktkundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz waren wir schon deutlich über 1.000 Menschen. Neben den anwesenden Pressevertreter_innen wurde der Demoauftakt ebenfalls von vielen Menschen auf der nahen Domtreppe und dem höher gelegenen Domvorplatz beobachtet. Nach einem kurzen Live-Konzert eröffnete ein an den Demo-Aufruf angelehnter Redebeitrag des AZ die Kundgebung, wobei insbesondere auf die aktuelle Situation des AZ eingegangen wurde.

Es folgte ein Redebeitrag der Genoss_innen von DU.I.Y. (DU it yourself), der Kampagne für kulturelle und soziale Freiräume in Duisburg, die in diesem Jahr noch von sich hören lassen wollen. Nach einem Jingle zum Awarenesskonzept während der Demo ging es dann vom Bahnhofsvorplatz mit vier Soundsystems Richtung City, quer durch zwei Einkaufsstraßen. Entlang der Strecke und innerhalb der Demo wurden rund 1.300 AZ-Programmflyer mit integriertem Aufruf zum schwarzen Februar verteilt und waren bereits beim Erreichen der Ringe kurz vor der ersten Zwischenkundgebung vergriffen.

Am Rudolfplatz gab es die erste Zwischenkundgebung mit einem Beitrag der Kampagne LiZ für ein Libertäres Zentrum in Bonn, und einen weiteren Beitrag zum AZ Köln mit zahlreichen Soligrüßen an diverse bedrohte Freiräume und Squats weltweit.

Die Tanzparade zog daraufhin weiter über die Ringe zum Salierring, wo eine zweite Zwischenkundgebung zur Situation der Squats in Griechenland gehalten wurde. Vor Beginn der Rede wurde – unter Begleitung von reichlich Pyrotechnik – als Gruß an die Genoss_innen in Griechenland ein fünf Meter langes Transparent mit der Aufschrift „Hände weg von unseren Häusern“ auf griechisch und deutsch von dem Balkon eines Hausprojektes gelassen. In dem folgenden kämpferischen Redebeitrag wurde insbesondere die massive und gezielte Räumungswelle teilweise Jahrzehnte lang bestehender Projekte in diversen Städten Griechenlands und die begleitende Repression thematisiert.

http://www.flickr.com/photos/agfreiburg/8440481047/in/set-72157632671516075/

http://www.flickr.com/photos/agfreiburg/8440481047/in/set-72157632671516075/

Nach kurzen Sprechchören ging die Tanzdemo weiter, wobei es bereits nach der nächsten Straßenecke zu einer heftigen Auseinandersetzung mit der begleitenden Polizei kam.

Repression

Bereits zuvor gab es einen kurzen Zwischenfall mit vermutlich betrunkenen „Fussballfans“, von denen anscheinend einer einen Hitlergruß zeigte. Es dauerte eine Weile, bis die behelmten Polizeibeamt_innen einsahen, dass nicht die anwesenden Antifas, sondern die Betrunkenen festzuhalten waren – nicht jedoch ohne entsprechende Personalienfeststellung.

Bei dem weiteren Vorfall kam es – dem Vernehmen nach – in der recht schmalen Straße Am Duffesbach zu einem Zugriffsversuch von zivilen Polizeibeamten, der jedoch vereitelt wurde.

Durch von hinten nachstürmende Polizist_innen, die ihre Schlagstöcke und Pfefferspray einsetzten, kam es in der Demo zu mehreren Verletzten. Durch dieses unkontrollierte Attakieren wurde selbst der Einsatzleiter der Polizei durch seine eigenen Leute verletzt.

Sofern es in dieser Situation oder in der Folge zu Personalienfeststellungen gekommen ist und evtl. zu Anzeigen durch die Polizei kommt, raten wir allen Betroffenen, sich bei uns oder dem Kölner Ermittlungsausschuss zu melden und dort frühzeitig Hilfe und Beratung einzuholen. Lasst Euch nicht von der Polizei zu irgendwelchen (unvorsichtigen) Aussagen verleiten und versucht nicht möglichen Ärger alleine durchzustehen.

Solidarität ist unsere Waffe!

Don’t mess with the wild!

Nach einer kurzen Verschnaufspause konnte die Demo fortgesetzt werden und schon bald wieder mit viel Bass quer durch die Kölner Partymeile zum Neumarkt ziehen, wo sich die Soundsystems auf dem Platz verteilten und noch einmal musikalisch einheizten. Dort folgte ein Redebeitrag der Genoss_innen des SJZ Siegburg, sowie eine kurze Abschlussrede des Autonomen Zentrums, bevor die Veranstaltung um ca. 22 Uhr wie geplant endete.

Fazit und Ausblick

Wir sind insgesamt davon überzeugt, dass die Demo ihren Zweck, eine eigene Öffentlichkeit für die Situation des Autonomen Zentrums zu schaffen und auch die verantwortlichen Politiker_innen erneut zum Nachdenken anzuregen, nicht verfehlt hat. Wir denken auch, dass der schwierige Mix aus Tanzdemo und inhaltlichen Beiträgen weitestgehend geglückt ist.

Einen großer Dank geht von uns nochmal an alle, die an der Nachttanzdemo mitgewirkt und teilgenommen haben. Von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen, in denen unsere Demo-Awarenesstruktur tätig wurde haben wir die Atmosphäre auf der Demo als sehr positiv und motivierend wahrgenommen.

 

Die öffentliche Berichterstattung in Folge der Demo zeigt, dass die Verantwortlichen in der Stadt ihre Pläne, den Vertrag des AZ zu kündigen, hinter verschlossenen Türen weiter vorantreiben. Das bedeutet für uns, dass wir auch weitere Male auf die Straße gehen werden, bevor es hier zu einem Einlenken kommen wird. Diese Demo war auf jeden Fall ein toller Auftakt!

 

Kein Tag ohne Autonomes Zentrum

 

Weitere Demoeindrücke

 

Fotos

https://secure.flickr.com/photos/strassenstriche/sets/72157632671976519/with/8438838999/
https://secure.flickr.com/photos/molofoto/sets/72157632681959750/
https://secure.flickr.com/photos/agfreiburg/sets/72157632671516075/

 

Videos

Mobiclip: http://youtu.be/g7B3SOHMQ2w
Demobericht: http://youtu.be/avQBFlNqJPY
Transpiaktion: http://youtu.be/LIa6UpI6Z_0

 

Demoberichte

http://allgemeinessyndikatkoeln.blogsport.de/2013/02/03/tanzdemo-fuer-freiraeume-und-wohnraum/
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=18732
http://www.ksta.de/kalk/demonstration-tanz-fuer-autonomes-zentrum,15187508,21627234.html