Das AZ verliert langsam die Geduld

Köln, den 17.07.2013

Das AZ verliert langsam die Geduld

Während  der Offene Brief des Autonomen Zentrums (AZ) Köln immer mehr prominente Unterzeichner_inner findet, nimmt Oberbürgermeister Roters den „Goldenen Abrissbager“ entgegen. Die Sparkasse hingegen wird zur Lückenbüsserin der Stadtverwaltung, obwohl die politische Verantwortung für eine gewaltsame Räumung bei der Stadtverwaltung liegt.

Der von vielen namenhaften Personen verfasste Offene Brief, der in der
Pressekonferenz vom 24.06.2013 veröffentlicht wurde, richtete sich an
den Oberbürgermeister Roters, mit der Aufforderung das Autonome Zentrum
in der ehemaligen KHD-Kantine in Köln Kalk zu erhalten und von einer
gewaltsamen Räumung abzusehen. Das Begehren scheint jedoch in der
Stadtverwaltung kein Gehör zu finden, denn seit der Bekanntgabe ist nun
ein weiterer Monat vergangen in dem die AZ Nutzer_innen kein politisches
Signal für eine einvernehmliche Lösung erhalten haben. Während der
Eröffnung des Edelweißpiratenfestivals in der Kölner Südstadt nimmt
Roter sogar mit einem humoresken Knicks, den ihm von der
Antifaschistischen Koordination Köln und Umland (AKKU) überreichten
„Goldenen Abrissbager“ entgegen. Damit verleiht er seine Bereitschaft
zur Zerstörung von antifaschistischen Räumen alle Deutlichkeit. Das
groteske Verhalten des Oberbürgermeisters bewirkt jedoch eine erhebliche
Kritik in der breiten Öffentlichkeit.

Entgegen der allgemein ablehnenden Haltung der Stadt und der politischen
Mehrheit gegenüber dem AZ unterzeichnen fortdauernd neue prominente
Personen aus Köln und Umgebung den Offenen Brief. Das Spektrum der
Unterstützenden erstreckt sich mittlerweile über politische
Amtsträger_innen, wie Andreas Hupke (Bündnis 90/ Grünen,
Bezirksbürgermeister Köln), Arif Ünal (MdL, Bündnis 90/Die Grünen),
Andrea Asch (MdL Bündnis 90/ Die Grünen), Heidrun Abel, die Vorsitzende
des ver.di Bezirks Köln, Kulturschaffende, wie Detlef Langer, den
ehemaligen organisatorischen Leiter der Kunstbiennale, oder den Autor
Dr. Mark Terkessidis, bis hin zu renommierten Vertreter_innen der
Wissenschaft, wie Prof. Dr. Fabian Virchow (Leiter der Forschungsstelle
Rechtsextremismus, FH Düsseldorf), Prof. Dr. Christoph Butterwegge
(Professor für Politikwissenschaft, Universität zu Köln) und Prof. Dr.
Hans Ulrich Reck (Professor für Kunstgeschichte an der KHM Köln).

„Es ist überwältigend welch große Debatte der Kampf um das AZ ausgelöst
hat und wie viele Menschen des öffentlichen Lebens den Erhalt als
wichtig erachten. Viele Einzelpersonen wie auch Einrichtungen kommen von
alleine auf uns zu und erklären ihre Solidarität. Dafür sind wir sehr
dankbar.“ mit diesen Worten verweisen Vertreterinnen der AZ
Verhandlungsgruppe beispielhaft auf die Solidaritätserklärungen der
Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultureller Zentren NRW, der
Studierendenschaft der Hochschule für Musik und Tanz Köln und der
DGB-Jugend.

Die seitens des SPD-Fraktionschefs Jochen Ott und seiner
Stellvertreterin Susana dos Santos Herrmann in den vergangenen Wochen
geäußerten Gewaltvorwürfe aufgrund von Klebeaktionen scheinen auch
kritisch hinterfragt zu werden. In der friedlichen und bunten
Demonstration am 06.07.2013 wird eine solche Bagatellisierung des
Gewaltbegriffes aufs schärfste kritisiert. Das Autonome Zentrum steht
trotz der prekären Lage an einem langen Hebel, den die Lokalpolitik
nicht mühelos kürzen können wird.

„Das lange Schweigen der Stadtverwaltung sehen wir nicht unbedingt als
Gefahr, sondern als ein verzweifeltes Ringen um Gesichtswahrung.
Nichtsdestotrotz sucht die Politik gerade nicht nach einer Lösung für
das AZ, sondern für sich und das Image einzelner Politiker_innen. Das
macht uns wütend.“ erklären die Vertreterinnen der AZ Verhandlungsgruppe
„Warum verhalten wir uns ruhig? Während wir ehrlich und transparent
arbeiten, werden wir mit unerträglichen Hinhaltetaktiken gefüttert. Die
Verhandlungsgruppe verliert langsam ihre gute Laune und Geduld.“