Abschlussdemonstration der „RabAZ“ Vernetzungs- und Aktionstage

Am Sonntag, den 7. Oktober 2018 demonstrierten etwa 1000 Menschen lautstark für den Erhalt des Wagenwagenplatzes „Wem gehört die Welt“ und des Autonomen Zentrums. Die Demonstration bildete den Abschluss der „RabAZ“ Vernetzungs- und Aktionstage gegen die Verdrängung linker Freiräume in Köln.

„Das Wochenende war ein voller Erfolg“, so die Aktivistin Clara Fall vom RabAZ-Kommitee. „Donnerstag und Freitag gab es im Autonomen Zentrum und auf dem Wagenplatz Raum zur Vernetzung für Aktive aus ganz Deutschland. Am Samstag waren wir durch die vielen Aktionen überall in der Stadt sichtbar, die Polizei war hoffnungslos überfordert.“

Nachdem am Donnerstag und Freitag zahlreiche Workshops, Vorträge und Diskussionen mit Aktivist*innen aus linken Projekten aus ganz Deutschland stattfanden, gab es am Samstag provokative Theaterperformances auf der Straße, etwa ein Variété auf dem Rathenauplatz, eine Freiraumwanderung durch die Südstadt, ein Kulturpicknick im Grüngürtel und Radical Cheerleading auf dem Heumarkt. Auch ein kritischer Rave am Herkulesberg wurde organisiert.

Des Weiteren besetzten 150 Personen den Breslauer Platz mit Fahrrädern, Bussen und Lastwägen und machten diesen so zu einem temporären Wagenplatz. Die Aktivist*innen protestierten für den Erhalt der Wagenplätze Osterinsel und Wem gehört die Welt und gegen das Vorhaben, diese zu verkaufen.
Darüber hinaus löste eine Hausbesetzung in Ehrenfeld einen Großeinsatz der Polizei aus. 50 Menschen hatten sich an der Glasstraße 6 versammelt, um auf explodierende Mieten und die Verknappung von Wohnraum in Köln hinzuweisen, gegen die vonseiten der Stadt nichts unternommen wird. Der Kölner Stadtanzeiger und der Express berichteten bereits.

Gegen 22:15 Uhr zogen am Samstag schließlich über 400 Unterstützer*innen in einem Demonstrationszug vom Stadtgarten die Venloer Straße entlang zum Friesenplatz, wo sie zeitweilig die Kreuzung blockierten. Dies wurde von einem Konzert, das auf einem an der Kreuzung geparkten LKW stattfand, und Sympathiebekundungen seitens der Passant*innen begleitet. Unter dem Motto „Nehmt ihr unsere Freiräume, nehmen wir uns die Stadt!“ zeigten die Aktivist*innen, dass sie bereit sind, für den Erhalt autonomer,
emanzipatorischer Räume zu kämpfen.

Seit Mittwoch ist auch der erste Abschnitt der Parkstadt Süd für die Stadtbevölkerung geöffnet. „Es besteht kein Widerspruch zwischen Natur und Kultur im öffentlichen Raum. Es mangelt lediglich an stadtplanerischer Kreativität, beides in Einklang zu bringen. Das Autonome Zentrum kann an Ort und Stelle bleiben und Teil eines attraktiven Parkstreifens werden“, so die Aktivistin Kiara Förster (zum
Bericht in der Lokalzeit des WDR. „Das AZ und der Wagenplatz sollen für ein vermeintlich attraktiveres Köln weichen, dabei machen gerade diese sozialen und kulturellen Treffpunkte die Stadt lebenswert.“

„Gemeinsam haben wir der Stadt gezeigt, was wir gegen Verdrängung und Gentrifizierung tun werden. Wir stehen erst am Anfang der Proteste“, betont Sabrina Purple. Die Aktivist*innen haben der Stadt wie angekündigt eine (un)ordentliche Kostprobe von dem gegeben, was passiert, wenn Freiräume fehlen: Nämlich RabAZ.

ZUR AKTUELLEN SITUATION VON WAGENPLATZ UND AZ:
Trotz aller Lippenbekenntnisse von der Stadt, dass Köln Raum für solche Freiräume brauche, gibt es weiterhin keine Lösung für einen alternativen Standort. Aus Sicht des AZ wäre es für alle Seiten die schnellste und einfachste Lösung, das AZ in den Park zu integrieren. Die Bezirksvertretung Innenstadt hat in einem Dringlichkeitsantrag einen runden Tisch zwischen AZ, Verwaltung und Politik gefordert. SPD und CDU stimmten gegen den Dialog und die Offenheit, auch zu prüfen, „ob und wie ein langfristiger Verbleib am jetzigen Standort realisiert werden kann.“(https://ratsinformation.stadt-koeln.de/to0050.asp?__ktonr=258517)

„Wem gehört die Welt“ existiert seit 29 Jahren und ist der älteste Wagenplatz Kölns. Seit zwei Jahren plant die Stadt Köln den Verkauf des Grundstücks. Trotz wiederholter Aufforderungen der Bewohner*innen ist die Stadt nicht bereit Transparenz für alle Beteiligten zu ermöglichen. Es gibt keine Ansprechperson in den städtischen Behörden, keine klare Zuständigkeit, kein Entgegenkommen. Die Stadt Köln will auf Kosten der Bewohner*innen das Gelände verkaufen, um ihre Versäumnisse einer miserablen Wohnungs- und Kulturpolitik der letzten Jahre damit auszugleichen.