Wir haben der Stadt angeboten, in einem zweiten Workshop am Eifelwall die überholten Workshopergebnisse zu überprüfen. Hierdurch wird das Projekt nicht verzögert oder gefährdet; die Ausschreibung kann dann mit dem aktuellen Stand gewährleistet werden und bestehende Konflikte zwischen den berechtigten Interessen der Stadtgesellschaft und der Stadt Köln werden abgebaut.
Mit diesen Worten charakterisiert Uli Rothfuß vom Autonomen Zentrum Köln [1] das Angebot, welches am Mittwoch, 16. November im Namen der Anrainer des Eifelwalls an das Projektteam „Parkstadt Süd“ übergeben worden ist. [2]
Im Rahmen der Planungen für die Bauvorhaben rund um das Projekt „Parkstadt Süd“, welche eine Erweiterung des Grüngürtels bis zum südlichen linksrheinischen Rheinufer vorsehen, hat die Stadt Köln die Bürgerinnen und Bürger in einem kooperativen Verfahren in Form von Workshops und Stadtspaziergängen eingebunden. In letzter Zeit häufen sich jedoch die Indizien dafür, dass es sich hierbei um bloße Lippenbekenntnisse seitens der Projektverantwortlichen handelt und von einem kooperativen Verfahren auf allen Stufen nicht die Rede sein kann.
Die Stadt Köln sei an eine Aussage des Begleitgremiums zum kooperativen Werkstattverfahren erinnert:
„Und last not least dürften die Ideenbeiträge aus dem Beteiligungsverfahren als wertvolle Ressource in der weiteren Planung nicht verloren gehen (…).“[3]
Doch anstatt an einer kooperativen Zusammenarbeit festzuhalten, hat die Stadt Köln bei seiner öffentlichen Diskussionsrunde unter dem Motto „Parkstadt Süd Freiräume“ am 8. November die Bürger_innen entfremdet. Trotz Moderation kamen die Projektverantwortlichen in Erklärungsnot und immer wieder entzündete sich Unmut und Unverständnis. Die Stadtgesellschaft im Planungsbereich Eifelwall möchte nicht akzeptieren, wenn ehrenamtlich betriebene soziale, unkommerzielle und kulturelle Einrichtungen sich in einem Vertreibungs- und Verdrängungsszenario wiederfinden. Bezeichnenderweise kamen im Input-Vortrag von Joachim Bauer vom Amt für Landschaftspflege und Grünflächen weder das Autonome Zentrum Köln noch andere im Gebiet ansässige Projekte vor. Erst als ein Anwohner aus dem Publikum die Frage stellte, wohin die Obdachlosen- und Bedürftigenhilfe „Food Sharing“ des Autonomen Zentrums denn ausweichen solle, kam das Thema auf den Tisch. Auf die Frage hatte Joachim Bauer jedoch keine Antwort.
Das Autonome Zentrum Köln kritisiert, dass die Projektverantwortlichen in Bezug auf die Bauvorhaben zwar von Bürgerinnen und Bürgern Kooperationsbereitschaft einfordern, sie selbst im Gegenzug aber keinen Kooperationswillen und keine Kompromissbereitschaft zeigen.
Auffällig ist, dass bei den Werkstätten und Diskussionsrunden zwar Bürgerinnen und Bürger zu Wort kommen, die Ergebnisse hieraus jedoch nicht im Sinne der Beteiligten verwendet werden,
bemerkt Uli Rothfuß.
Die Projektplanung „Parkstadt Süd“ plant einen Wettbewerb aufbauend auf einem fünf Jahre alten und damit überholten Datenmaterial in 2017 auszuschreiben. Aus der langen Unterbrechung und dem alten Stand machte Bauer auch keinen Hehl [3]. Ein sich zu Wort meldender Unternehmensberater bezeichnete dieses Vorgehen als „unüblich“ und fragte sich und die Versammelten, ob dies nicht eine Gefahr für den Projekterfolg darstelle. Auch hierauf gab es für die Anwesenden keine Antwort. Der Berater erwiderte, dies sei der Garant für unkalkulierbare spätere Kostenexplosionen. Das Publikum schlug vor, die veralteten Ergebnisse in einem Workshop mit Anrainern vom Eifelwall zu aktualisieren, doch das Planungsteam belächelte den Vorschlag und lehnte ab. Stephan Lenzen von RMP Landschaftsarchitekten schlug vor, die Bürgerinnen und Bürger sollten die Ausschreibung abwarten.
Am Eifelwall ist nun die Sorge entstanden, dass damit durch die Hintertür vollendete Tatsachen geschaffen werden sollen. Denn in keinem bekannten Entwurf sind die Gebäude vorgesehen, um welche verschiedene Initiativen bisher vergeblich und seit Projektbeginn kämpfen.
Die Verantwortlichen des Parkstadt Süd-Projektes wollen mit der Abrissbirne vorfahren und mit zerstörendem Eifer gegen alles vorgehen, was unser Köln lebens- und liebenswert macht! Wir haben in den Werkstätten einen Park gefordert, der zum sozialen Zusammenhalt beiträgt, von den gesellschaftlichen Strukturen getragen wird und unkommerzielle Angebote schafft,
sagt Uli Rothfuß vom Autonomen Zentrum.
Zu diesen unkommerziellen Angeboten gehören nicht zuletzt Projekte, die der obdachlosen Stadtbevölkerung und Bedüftigen zugute kommen.Die Stadtgesellschaft muss dafür Sorge tragen, dass auch und vor allem ihre sozial schwächsten Mitglieder geschützt werden. Das Autonome Zentrum Köln leistet hierzu schon jetzt einen Beitrag mit der Essens- und Klamottenausgabe.[4]
Verantwortliches Planen und nachhaltiges Handeln erfordern stadtplanerische Maßnahmen, welche der Heterogenität in der Gesellschaft zuträglich sind und der Verdrängung von sozial benachteiligten Schichten entgegenwirken. Wir fragen die Stadtoberen, wie eine solche Aufgabe von den Expert_innen für Landschaftspflege und Landschaftsarchitektur überhaupt erfüllt werden können, wenn sie die Neuplanung großer Stadtbereiche nicht mit der sozialen Frage verbinden?,
gibt Uli Rothfuß vom Autonomen Zentrum zu bedenken.
Unsere Forderungen lauten:
- Einen zweiten Beteiligungsworkshop vor der Ausschreibung, um die Ergebnisse aus 2012, in denen sich niemand wiederfindet, zu überprüfen.
- Alle das Autonome Zentrum Köln betreffenden Vorschläge müssen von den Projektverantwortlichen eng mit dem AZ abgestimmt werden. Was das räumlich bedeutet ist in einem Vorgespräch zu klären.
- Die Berücksichtigung der Interessen des AZ Köln ist politisch möglich und dringend erforderlich!
gez.
Interessengemeinschaft Autonomes Zentrum Köln
Köln, 16.11.2016
[1] Uli Rothfuß ist für die Pressearbeit des Autonomen Zentrums verantwortlich und Im eigens für Parkstadt Süd gegründeten Arbeitskreis „Doin´ Parkstadt“ sind mehrere Personen des Autonomen Zentrums tätig. Der Arbeitskreis hat sich kooperativ mit vielen anderen Bürgerinnen und Bürgern in Werkstätten mitgewirkt und sich an den Diskussionsrunden beteiligt.
[2] Kopie der E-Mail kann Journalist_innen zur Verfügung gestellt werden
[3] Zitat von der Homepage der Stadt Köln: http://www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/planen-bauen/projekte/parkstadt-sued/worum-es-geht
[2] Dr. Joachim Bauer, Amt für Landschaftspflege und Grünflächen: „Vorstellung weiteres Vorgehen Eifelwall“, Präsentation gehalten am 8. November 2016 in der Michaeli Schule, Köln. Eine Kopie liegt dem Autonomen Zentrum vor und kann für Recherchezwecke zur Verfügung gestellt werden. (<<< Bitte die Fußnoten neu ordnen!)
[4] Statistiken, die Gewaltdelikte an Obdachlosen erfassen, gibt es für die Bundesrepublik Deutschland bislang nicht. Oftmals spielt bei Gewalt gegen Obdachlose eine politisch rechtsextreme Motivation eine Rolle und ist somit als politische Hasskriminalität zu werten. https://de.wikipedia.org/wiki/Obdachlosendiskriminierung
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