Autonomes Zentrum will Einhaltung der Bürger_innenwünsche bei Parkstadt Süd sicherstellen

Pressemitteilung vom 8. November 2016

AUTONOMES ZENTRUM WILL EINHALTUNG DER BÜRGER_INNENWÜNSCHE BEI PARKSTADT SÜD SICHERSTELLEN

Die Zivilgesellschaft hat während des „kooperativen“ Planungsverfahrens den Projektverantwortlichen mitgegeben, der zukünftige erweiterte Grüngürtel soll ein urbaner, vielfältiger, lebendiger und für alle zugänglicher Teil der Stadt werden und sich nicht nur an der bestmöglichen Verwertbarkeit für Investor_innen orientieren. Die Verantwortlichen haben dies insofern verstanden, als dass sie am 8. November 2016 zu einer Veranstaltung unter der Überschrift „Freiräume aktivieren“ einladen. Die Interessengemeinschaft Autonomes Zentrum verteilt im Zuge der Veranstaltung Flugblätter.[1]

Es ist nun an der Stadt, ihrerseits Kooperationsbereitschaft mit den Bürger_innnen zu zeigen, indem ihre Interessen verstanden und im Planungsverfahren gemachte Aussagen ernst genommen werden. Die Erwartungen und Forderung nach Freiräumen macht die Berücksichtigung bereits vorhandener Angebote im Planungsgebiet unausweichlich,

erklärt AZ-Pressesprecherin Uli Rothfuß und ergänzt:

Wir werden der Stadt auf die Finger schauen, damit es bei der Bürger_innenbeteiligung nicht bloß bei einem Marketingspruch und Lippenbekenntnissen bleibt!

Erst kürzlich gab es negative Schlagzeilen, als die Stadt ihre Idee der Neugestaltung des Roncalli-Platzes verkündete.

Die Geschichte von Hausbesetzungen in Köln geht auf linke Bewegungen in den späten 1970er Jahren zurück. Bekannt und aus der Stadt nicht mehr wegzudenkende Institutionen sind bspw. das Bürgerhaus Stollwerck (1980 besetzt) oder die Alte Feuerwache, die dem Verein Bürgerinitiative Nördliche Altstadt nach 6 Jahren übertragen worden ist.[2] Es war schon immer Aufgabe von Bürgerinitiativen, die zum Abriss vorgesehenen Gebäude mit überzeugenden Nutzungskonzepten vor der Zerstörung zu bewahren und sozialen, kulturellen und politischen Zwecken zuzuführen, die heute niemand mehr missen möchte. Trotzdem (oder gerade deshalb) wurden diese Initiativen mitunter öffentlichkeitswirksam in Verruf gebracht.

In den 2000er Jahren scheiterten mehrere Anläufe, durch Besetzungen am Eifelplatz (2004), Mediapark (2004) oder Barmer Viertel in Deutz (2006) ein Soziales Zentrum zu verwirklichen. In Deutz bekam die Initiative für ein Soziales Zentrum große Aufmerksamkeit, da mehrere hundert alteingesessene Kölner_innen aus zwei Straßenzügen entmietet und zwangsumgesiedelt worden sind, um Raum für wirtschaftliche Interessen nahe des Messegeländes zu schaffen.[3] Noch nach 10 Jahren ist dort ein Schotterplatz zu betrachten. Am 16.04.2010 besetzten Aktivist_innen die leer stehende KHD-Kantine in Köln-Kalk um dort das Autonome Zentrum Köln entstehen zu lassen. Das Projekt wurde über die Stadtgrenzen hinaus gelobt, nicht zuletzt wegen der positiv wahrgenommenen Stadtteilarbeit, mit welcher soziale Kluften überwunden worden sind. Die Stadt Köln gab jedoch vor, dass die Flächen „einer neuen, zukunftsfähigen und qualitätsvollen Nutzung zugeführt werden müssten. Dazu gehört neben dem Ausbau des
Bildungsangebotes vor Ort, insbesondere mit der Erweiterung der Kaiserin-Theophanu-Schule, auch die Einrichtung von Grün- und Spielflächen zugunsten der benachbarten Wohnbereiche.“ Die versprochenen Grün- und Spielflächen befinden sich dort nicht und die „zukunftsfähige qualitätsvolle Nutzung“ sind als Klassenzimmer umfunktionierte See-Container. Den Besetzer_innen aus Kalk wurde zuletzt das Ersatzobjekt an der Luxemburger Straße 93 angeboten, welches in unmittelbarer Nähe zum Arbeitsamt, Amtsgericht und der Universität an der Haltestelle Eifelstraße liegt.[4] Damit liegt das Gebäude am seitlichen Flügel des Plangebietes „Parkstadt Süd“. Das städtisch diktierte Vertragsende zur Nutzung des Gebäudes bedroht den Bestand des Autonomen Zentrums Köln:

Wir lassen uns nicht ein weiteres Mal dadurch vertreiben, indem die Stadt Flächen beplant und bei der Stadtgesellschaft durch visionäre Versprechungen Sehnsüchte weckt, die am Ende – dies zeigt die Deutzer Schotterpiste und die Kalker Container-Landschaft – unerfüllt bleiben. Die Beispiele zeigen, dass bereits mehrfach die Wünsche und Gefühle der Stadtgesellschaft genutzt worden sind, um eine breite Front für eine sinnvolle Nutzung von Bestandsgebäuden zu brechen. Wir werden den erneuten Angriff auf die Interessen der hier lebenden Menschen nicht ein weiteres Mal hinnehmen,

erklärt Rothfuß weiter.

Im April nächsten Jahres feiert das Autonome Zentrum Köln sein 7-jähriges Bestehen.[5]

Hintergrund:
Das Autonome Zentrum ist eine strömungsübergreifende Interessengemeinschaft. Wir vertreten ein Umfeld von cirka 2000 Kölnerinnen und Kölnern. Bundesweit greifen wir auf ein Netzwerk von mehreren zehntausend Unterstützer_innen zurück.

gez.
Interessengemeinschaft Autonomes Zentrum Köln

Medien:
https://www.facebook.com/Autonomes.Zentrum.Koeln/photos/a.318056068253851/431124446947012/
Flyer vom 08.11.2016
http://az-koeln.org/wp-content/uploads/2016/11/blue1.pdf

Quellenangaben:
[1] Flyer des Autonomen Zentrums vom 8.11.2016 an das kooperative Verfahren Parkstadt Süd ( http://az-koeln.org/wp-content/uploads/2016/11/blue.pdf ) sowie die Ankündigung der Stadt Köln zur Bürgerbeteiligung am 8.11. ( http://www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/veranstaltungen/daten/21325/index.html )
[2] Aufarbeitung der Besetzungsgeschichte in Köln seit den 1980er Jahren http://www.mao-projekt.de/BRD/NRW/KOE/Koeln_Hausbesetzung_1988.shtml
[3] Bis heute ist an dem Standort ein Schotterplatz von den Gleisen des
Deutzer Bahnhofs zu sehen, Flyertext aus 2004:
http://www.soziales-zentrum-goettingen.de/foren_zentren/koeln_sz_flyer.html
[4] Pressemitteilung der Stadt Köln nach Räumung der KHD Kantine in
Köln-Kalk
[5] http://az-koeln.org/ai1ec_event/geburtstagsspektakel-6-jahre-az/
[6] Infos zum Autonomen Zentrum Köln unter http://az-koeln.org/infos/