FAQ.AZ – Häufige Fragen rund um’s Autonome Zentrum
Hier findet ihr etliche Fragen rund ums AZ und etwas ausführlicher als unser BenutzerInnenhandbuch. Falls eure Frage nicht dabei ist, dann schreibt sie uns doch einfach (an unsersquat(ät)riseup.net) und wir versuchen sie zu beantworten!
Noch ein Hinweis: Einiges hier ist schon etwas veraltet. Wir sind z.B. schon lange nicht mehr besetzt, sondern haben einen Vertrag mit dwer Stadt Köln. Vieles gilt aber nach wie vor. Außerdem zu beachten: Die Antworten wurden von einzelnen im AZ aktiven Menschen geschrieben und meistens von anderen gegengelesen. Dabei können sich Fehler oder Einzelmeinungen einschleichen, die nicht unbedingt der Meinung aller entspricht (falls es die überhaupt gibt). Also nagelt uns nicht auf einzelnen Antworten fest – das AZ ist ein großer bunter Ort mit vielen Meinungen und einem ständigen Wandel. Und das ist auch gut so. Viel Spaß!
- Autonomes Zentrum? Was isn das?
- * Seid ihr alle autonome Steineschmeißer_Innen?
- Wie ‚besetzt’ – wem gehört’n das Ding, was war’n das mal, und wie geht’s weiter?
- Wie kam es zu der Besetzung? Da gab’s doch mal „Pyranha“, oder?
- Und wie sieht’s heute mit dem Verhältnis Pyranha – AZ aus?
- Was passiert, wenn das AZ geräumt wird?
- Kann man bei euch mitmachen?
- Wie sieht die Organisations- und Entscheidungsstruktur aus?
- Ihr hattet doch mal ein Offenes Plenum; warum gibt’s das nicht mehr?
- Entscheidungsfindung, Konsensprinzip – gibt’s denn niemand der sagt wo’s lang geht?
- Öffnungszeiten und abgeschlossene Türen? Freiraum stelle ich mir aber ganz anders vor!
- Wann kann ich bei Euch einziehen?
- Rausschmisse und Hausverbote? Ey voll die Unterdrückung!
- Wie finanziert ihr euch? Werdet ihr gefördert?
- Kann man bei euch Geld verdienen?
- Ihr nennt euch ‚unkommerziell‘ – was heißt das, und warum nehmt ihr trotzdem Eintritte?
- Was macht ihr mit dem Geld? Winterurlaub auf den Bahamas?
- Wer organisiert eigentlich die ganzen Partys und Konzerte? Sind das externe Veranstalter_Innen, vermietet ihr die Räume?
- Kann ich ma’ bei euch mit meiner Band spielen oder auflegen?
- Ihr macht das alles selbst und umsonst? Krass…kann man euch bei den Partys helfen?
- Ey, die letzte Party war aber ganz schön kacke… 3x Strom ausgefallen, ne Band hat abgesagt, aufm Klo gab’s kein Wasser zum Spülen, n Hund hat mir ans Bein gepisst und in der Kneipe lief nur/ kein Punkrock!
- Ihr seid doch alles Haschischspritzer, oder? – Thema Drogen
Autonomes Zentrum? Was isn das?
Das Autonome Zentrum Köln-Kalk wurde am 16.04.2010 durch die Besetzung der ehemaligen KHD-Kantine in der Wiersbergstr. 44 gegründet. Das Gebäude ist nach wie vor besetzt. Vorbereitet wurde die Besetzung von der Kampagne „Pyranha – Für ein Autonomes Zentrum“, mit dem Ziel, einen „selbstverwalteten, unkommerziellen Raum für Politik, Kunst und Kultur“ zu schaffen. Nach mittlerweile 12 Monaten kann man sagen: dieses Ziel wurde schon lange erreicht.
Seit dem finden in dem riesigen Gebäude politische Veranstaltungen, Parties, Konzerte, Ausstellungen, Kneipen, Workshops, Gruppentreffen, Bandproben, Theater, Wochenend-Seminare, Kino, VoKüs und vieles mehr statt. Außerdem gibt es Ateliers, eine Fahrradwerkstatt sowie Holz-, Metall- und Farbwerkstätten, einen Umsonstladen, ein Frauenzimmer, eine Bücherei und einen Infoladen. Eine Siebdruckwerkstatt sowie ein Fotolabor sind in Arbeit. Und es bleiben noch jede Menge Räume übrig für weitere Ideen.
Das Autonome Zentrum ist das, was wir daraus machen. Dieser Ort kann von jeder Person oder Gruppe genutzt werden, die die Spielregeln im Benutzer_Innenhandbuch akzeptiert – wir freuen uns sehr über Angebote jeglicher Art und helfen euch dabei, diese umzusetzen. Schreibt uns einfach eine Mail oder kommt vorbei und fragt nach!
Dieser Aspekt ist vielleicht der Wichtigste an der ganzen Idee: das AZ soll nicht nur ein Ort sein, an dem mensch Angebote ‚konsumieren’ kann – davon gibt’s da draußen schon genug. Stattdessen besteht hier die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden. Eine Werkstatt nutzen, einen Workshop anbieten um eigene Skills weiter zu geben, ein Konzert organisieren, einen Film zeigen, ein Atelier einrichten, eine Ausstellung gestalten, eine Selbsthilfegruppe gründen, eine Mondrakete bauen, Gleichgesinnte finden. Über den Veranstaltungskalender auf der Webseite oder auf Papier erreicht ihr viele Menschen. Die Räume könnt ihr kostenlos nutzen. Was wolltest DU schon immer mal machen, aber es mangelte dir an einem Ort, Mut oder Mitstreiter_Innen? Hier kannst du es ausprobieren!
Seid ihr alle autonome Steineschmeißer_Innen?
Na klar, das ist unser verpflichtender Frühsport! Nein, im Ernst: Tatsächlich finden wir diese BILD-Zeitungsklichees belustigend bis albern. Lustigerweise erreichte uns kurz vor dem 1.Mai letzten Jahres eine Anfrage, ob wir nicht für die tagesschau ein Interview zu Randalen geben und ein paar Steine werfen könnten – kein Scherz!
Generell lassen wir uns nicht in friedliche und militante AktivistInnen spalten. Wir können beides! Geträu nach dem Motto: „Ob friedlich oder militant, wichtig bleibt der Widerstand!“
Die Nutzer_Innen des AZ sind vor allem eines – ziemlich vielfältig.
Wahrscheinlich würde sich nicht jede_r im AZ als „Autonome_r“ bezeichnen – dabei geht es uns weder um Identifizierung noch Distanzierung. Für uns meint Autonomie (übrigens bereits in der Kampagne pyranha für ein Autonomes Zentrum) vor allem einen Anspruch auf Selbstbestimmung. Bei pyranha hieß es:
AUTONOMIE [von αυτονομία, autonomía = sich selbst Gesetze gebend]: bezeichnet hier Bestrebungen nach Selbstbestimmung, Unabhängigkeit, Selbstverwaltung und Entscheidungsfreiheit. Die Idee ist, den herrschenden Werten und Regeln in Form einer gelebten Alternative entgegenzutreten und Orte einzurichten an denen versucht wird, gesellschaftliche Zwänge zu überwinden, solidarisch miteinander umzugehen und sich Repression gemeinsam entgegenzustellen.
Was uns eint ist die Einsicht, dass da draußen menschlich, ökologisch, ökonomisch usw. ziemlich viel Scheiße passiert – und wir im AZ probieren wollen wie’s auch anders geht. Wenn mensch nicht mehr auf Geschlecht, Hautfarbe, Markenklamotten und andere Äußerlichkeiten, sexuelle Orientierung oder Dicke des Geldbeutels reduziert wird. Und was alles möglich ist, wenn viele Menschen ohne Bewertungsdruck oder finanzielle Interessen zusammen arbeiten und sich organisieren. Natürlich ändern weder wir uns noch die Welt da draußen allein durch ein AZ. Aber es ist ein Anfang, der Versuch eines Freiraums von der Scheiße da draußen, ein utopisches Experimentierfeld – und ein Startpunkt für Angriffe auf die Verhältnisse. Für noch mehr Texte rund um’s Thema Freiräume & Autonomie empfehlen wir euch unseren Reader!
Zum Thema Stereotype über Autonome hier noch fünf Fundstücke aus den ersten Wochen der Besetzung, die ein_e anonyme_r Künstler_in im AZ angefertigt hat:
Wie ‚besetzt’ – wem gehört’n das Ding, was war’n das mal, und wie geht’s weiter?
Das Gebäude ist die ehemalige Werkskantine der Klöckner-Humboldt-Deutz-Werke, zu denen ganze Häuserblöcke in der Umgebung gehörten. Seit 2001 oder so stand es leer und ungenutzt rum. Es gehört der „Savor Immobilien“, welches eine Tochterfirma einer Tochterfirma der Sparkasse Köln Bonn (ehem. Stadtsparkasse) ist. Die hatte auch erst mal keine weiteren Pläne dafür, da zunächst auf den Bebauungsplan Kalk gewartet wird – das kann aber noch ein paar Jahre dauern.
Seit Tag 1 war uns dies bekannt, weshalb wir stets argumentierten: lasst uns das leere Ding doch nutzen, so lange es leersteht; wir zahlen euch die Nebenkosten (Wasser, Strom, Müll usw.) und halten das Gebäude instand. Klingt doch vernünftig, oder?
Die Antwort ist seit Tag 1: Gesprächsverweigerung, Anzeige und seit längerem: Kappen von Strom und Wasser. Außerdem stehen nun bereits seit Juli (!) täglich ein paar arme Security-Leute vor der Tür, frieren, zählen Gäste und verteilen im Namen der Savor rote Zettel voller Lügen. Zum Beispiel: „Das Bauordnungsamt sagt: das Haus ist nicht sicher“ – dabei wurden die vom Amt kritisierten Mängel längst behoben und es kann nun offiziell „sicher“ als Veranstaltungsort genutzt werden.
Seit Ende 2010 gibt es aber eine spannende neue Entwicklung: die EU zwingt die Stadt Köln, diese halbstädtische Immobilienfirma aufzulösen und die Gebäude zurück zu kaufen. Vorraussichtlich im Frühjahr 2012 wird somit die Stadt Köln Eigentümerin der Wiersbergstraße 44. Was das für uns bedeutet, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Wir sind vorsichtig optimistisch, da wir seit langem zeigen welche (kostenlose!) Bereicherung das AZ für Kalk und Köln ist.
Wie kam es zu der Besetzung? Da gab’s doch mal „Pyranha“, oder?
Genau. Die „Kampagne Pyranha – für ein Autonomes Zentrum“ gründete sich im Januar 2009 als Reaktion auf die Schließung der „Schnapsfabrik“ durch das Bauordnungsamt. Die Schnapsfabrik existierte von Mai bis Dezember 2009; dort gab es Veranstaltungen, Ateliers, Ausstellungen, Parties, Konzerte und vieles mehr. In dieser Zeit haben viele Menschen gemerkt, wie gut und wichtig ein solcher Ort ist, weshalb die Kampagne von Anfang an von vielen Leuten und Gruppen unterstützt wurde. Knapp 1 ½ Jahre waren die Pyranhas im Gespräch mit Politiker_Innen und Medien, organisierten das Autonome Kulturprogramm (um zu zeigen was in einem AZ möglich ist), sammelten Unterstützer_Innen und diskutierten inhaltlich über ein späteres AZ. [Mehr zu pyranha könnt ihr hier nachlesen].
Irgendwann wurde klar: nur Gespräche bringen nix; wir müssen Fakten schaffen. Dies wurde dann durch die Besetzung der Wiersbergstraße am 16.4.2010 getan. Pyranha rief dazu auf – und hunderte Menschen kamen. Und blieben.
Und wie sieht’s heute mit dem Verhältnis Pyranha – AZ aus?
Die „Kampagne pyranha“ hat ihr Ziel eines Autonomen Zentrums zurzeit erreicht und ist wie geplant in den neuen AZ-Strukturen aufgegangen. Die pyranhas sind nach wie vor im AZ aktiv – aber mittlerweile lässt sich gar nicht mehr auseinander halten, wer „schon früher dabei war“ und wer seit der Besetzung dazu kam. Ist auch gar nicht mehr wichtig.
Klar ist aber auch: sollte das Haus geräumt werden, wird die Kampagne weitermachen, mit allen, die ein Autonomes Zentrum wollen. So lange, bis wir eines haben. Nach dem Haus ist vor dem Haus.
Was passiert, wenn das AZ geräumt wird?
Ist doch klar – wir wehren uns UND machen weiter! Mehr dazu könnt ihr [hier] nachlesen.
Kann man bei euch mitmachen?
Jaaaaaaaaa! Wir freuen uns IMMER über Leute, die uns unterstützen! Das kann heißen: kleinere oder größere Aufgaben übernehmen (vom Putzen bis zur Partyhilfe, vom Wändestreichen bis zum Strom verlegen), in den AGs mitarbeiten, kurz mal reinschnuppern oder voll einsteigen, Veranstaltungen organisieren, die Werkstatt aufräumen, Klopapier spenden, … Also kommt vorbei und fragt was zu tun ist, schreibt uns ne Mail, tragt euch in den Azzenpool ein, schlagt vor was ihr machen wollt, werdet aktiv. Je mehr Leute sich hier organisieren, um so mehr kann hier passieren!
Wie sieht die Organisations- und Entscheidungsstruktur aus?
Die verschiedenen Aspekte der Hausorga werden in AGs behandelt, die sich weitgehend autonom treffen und organisieren. Die meisten AGs sind offen für alle die sich im AZ engagieren möchten – und freuen sich stets über Zuwachs! Einen Überblick über die AGs, Kontaktmöglichkeiten und Treffen findet ihr [hier]. – Einige AGs müssen sich jedoch stärker vor Repression schützen oder erfordern eine stärkere persönliche Einbindung in’s AZ (z.B. Verhandlungs-AG, Finanz-AG) und stehen deshalb erstmal nicht jedem offen; deren Ergebnisse und Entscheidungen werden jedoch weitestgehend transparent gehalten.
Für Fragen, die das gesamte Haus betreffen oder weitere Diskussionen benötigen, gibt es den AG-Koordinierungskreis („Akkordeon“). Er trifft sich ca. einmal wöchentlich. Für die Teilnahme an diesem Kreis ist eine Beteiligung an AGs, die Akzeptanz unserer Arbeitsgrundlagen sowie ein gewisses Vertrauen nötig, da hier teilweise sicherheitsrelevante Themen behandelt werden. Das Vertrauen kann mensch z.B. durch die Beteiligung an AGs usw. erhalten, und es besteht auf jeden Fall der Anspruch, möglichst vielen Menschen die Teilnahme am Akkordeon zu ermöglichen. Bitte habt aber Verständnis, wenn wir im Zweifel zunächst mal im ‚bekannteren Kreis‘ bleiben wollen.
Die Arbeitsgrundlagen sind das Benutzer_innenhandbuch, die Ausrichtung des AZs als „unkommerzieller, selbstorganisierter Ort für Kunst, Kultur und Politik“ (und somit kein Wohnprojekt o.ä.) sowie die Bereitschaft mit Politiker_innen u.ä. zu verhandeln.
Alle Entscheidungen im Akkordeon werden nach dem Konsens-Prinzip getroffen (siehe unten).
Einmal im Monat (in der Regel am ersten Sonntag des Monats) findet ein „Offenes Forum“ statt, zu dem alle eingeladen sind, die sich über das Haus und dessen Nutzung informieren wollen oder Kritik und Fragen haben. Das Forum soll die ‚offene Schnittstelle‘ zum eher ‚geschlossenen‘ AG-Koordinierungskreis sein; Themen können von dort ins Akkordeon getragen werden.
Ihr hattet doch mal ein Offenes Plenum; warum gibt’s das nicht mehr?
Stimmt – von Tag 1 der Besetzung im April bis Ende September wurden alle Entscheidungen im Plenum diskutiert, an dem jede_r teilnehmen und nach dem Konsensprinzip mitentscheiden konnte. Sehr schnell stellte sich jedoch heraus: einige Menschen nahmen überhaupt nicht am Plenum teil und ignorierten dessen Beschlüsse, was immer wieder zu starken Konflikten führte. Andere kamen nur zum Plenum, brachten sich ansonsten überhaupt nicht beim ‚Tagesgeschäft‘ mit ein, wollten aber immer wieder bereits getroffene Entscheidungen und AZ-‚Basics‘ neu diskutieren. Sehr oft mussten dadurch dringende Entscheidungen vertagt werden; das Plenum blockierte sich selbst.
Diese – gerade für die tagtäglich im AZ Engagierten extrem frustrierende – Situation führte dazu, dass ab ca. Juli eine Struktur-AG gegründet wurde, welche sich um alternative Organsiationsstrukturen Gedanken machte. Die Teilnahme an dieser AG stand jede_m offen. Mitte September wurde das Ergebnis dieser Arbeit im Plenum vorgestellt, diskutiert und im Konsens angenommen: Das Plenum schaffte sich selbst ab, und an dessen Stelle trat nun die „AGs+Akkordeon+Forum“-Struktur. Seit dem läuft die Arbeit am AZ wesentlich ‚runder‘, wie alle Beteiligten finden. Die Struktur ist weiterhin offen für neue Menschen, führt nun aber über den ‚Umweg‘ der AGs. Entscheidungen werden dadurch von den Menschen getroffen, die sie in der tagtäglichen Arbeit auch umsetzen müssen.
Entscheidungsfindung, Konsensprinzip – gibt’s denn niemand der sagt wo’s lang geht?
Das AZ ist weitgehend hierarchiefrei organisiert. Hier gibt’s weder Chef_innen noch nen Vorstand. Kleinere Entscheidungen treffen die AGs autonom und machen diese im Akkordeon transparent. Größere Entscheidungen (wie z.B. größere Ausgaben, Hausverbote, strukturelle Dinge) werden im Akkordeon besprochen und entschieden. Dabei gilt das Konsensprinzip: eine Entscheidung wird nur getroffen, wenn ALLE damit einverstanden sind oder zumindest damit leben können – wenn also niemand ein Veto einlegt. Sonst muss weiter diskutiert und ein Kompromiss gefunden werden. Somit können Entscheidungen nicht gegen Minderheiten ‚durchgedrückt‘ werden (oder umgekehrt). Sicherlich ein anstrengendes Prinzip – aber auch ein Erproben neuer, direkterer Formen der Demokratie.
Und für die ganz Spitzfindigen (gab’s alles schon…): Gegen das eigene Hausverbot kann niemand ein Veto einlegen…
Öffnungszeiten und abgeschlossene Türen? Freiraum stelle ich mir aber ganz anders vor!
In der chaotischen Anfangszeit stand das Haus rund um die Uhr offen, es passierte viel Scheiße, es wohnten dutzende Menschen dort die sich teilweise ziemlich unsolidarisch benahmen. Viele hatten ganz andere Vorstellungen von einem besetzten Haus/Autonomen Zentrum. Ergebnisse davon waren: Diebstähle, Übergriffe, Zerstörung, Siff, Müll und stundenlange Diskussionen. Viele Menschen und Gruppen haben sich in dieser Zeit vom AZ zurückgezogen, während andere das Projekt für ihre Zwecke missbrauchten. Im Laufe der Monate passten wir die Strukturen immer mehr an das ursprüngliche Ziel an: „einen Ort für selbstverwaltete, unkommerzielle Kunst, Kultur und Politik“. Mittlerweile gehören die meisten dieser Probleme der Vergangenheit an.
Das AZ ist ausschließlich zu den angekündigten Veranstaltungen geöffnet – und das ist ziemlich oft. In diesen Zeiten sind jeweils Menschen da, die die Augen offen halten, bei Problemen und Fragen ansprechbar sind und die Verantwortung für das Haus übernehmen. Außerhalb dieser Öffnungszeiten bleibt das AZ zu – und nur für AGs und Gruppentreffen nutzbar.
Wenn Euch das zu wenig ist, dann hindert Euch nichts daran, am besten gemeinsam mit anderen die Verantwortung für weitere Veranstaltungen zu übernehmen, einfach nach einer Absprache mit uns einen zusätzlichen Kneipen- oder Tischtennisabend oder etwas anderes zu organiseren. Nehmt dazu einfach mit der Veranstaltungs-AG Kontakt auf.
Was wir echt nicht mehr hören können, sind die Beschwerden von Menschen, die meinen ihnen müsste jederzeit, jeder Raum im Haus für alles mögliche zur Verfügung stehen. Hier machen sich Menschen gemeinsam Gedanken über die längerfristige Gestaltung und Nutzung der Räume und treffen dazu kollektive Entscheidungen. Daran kann mensch sich beteiligen und daran mitarbeiten. Hier ist noch viel Raum für Eure Ideen – aber berücksichtigt bitte die Ideen, Vorstellungen und Bedürfnisse von anderen – dazu dienen kollektive Absprachen.
Wann kann ich bei Euch einziehen?
Sorry, Wohnen im AZ geht leider nicht! Das Autonome Zentrum ist vor allem ein Treffpunkt und Veranstaltungsort für viele unterschiedliche Menschen und Gruppen, die möglichst hierarchiefrei und in transparenten Strukturen hier miteinander an der Verwirklichung eines Autonomen Zentrums arbeiten.
Wir haben uns von Anfang an dagegen ausgesprochen, dass das Autonome Zentrum ein Wohnprojekt wird, weil dies unweigerlich Hierarchien produziert, Abhängigkeiten schafft und einen gleichen Zugang zum Gebäude und Einfluss auf die Gestaltung des AZ verunmöglicht. Die ständige Präsenz von immer den gleichen Personen, die das AZ als ihr privates Wohnzimmer verstehen, ist mit unseren Vorstellungen nicht vereinbar.
Es besteht dennoch die Möglichkeit auch mal im AZ zu übernachten – insbesondere für Bands und Aktivist_innen aus anderen Städten und Ländern. Dafür bitten wir Euch um eine vorherige Anmeldung per eMail.
Rausschmisse und Hausverbote? Ey voll die Unterdrückung!
Das AZ ist kein Freiraum für jegliches Verhalten, sondern hier soll ein respektvoller Umgang untereinander, mit dem politischen Projekt AZ und dem Gebäude stattfinden. Das Autonome Zentrum hält nicht viel davon, dass Konflikte mit Gewalt gelöst werden können und erst recht nicht mit der Staatsgewalt. Doch auch im AZ kann es zu einer Vielzahl von Konflikten kommen, mit denen wir durch eigene Strukturen und Verfahren umgehen wollen.
Wir werden keine Angriffe auf das Haus und die Menschen im AZ dulden und uns dagegen verteidigen. Wer sich im AZ scheiße verhält und andere belästigt, wird falls nötig rausgeschmissen. Dies machen wir nicht, um Menschen zu bestrafen, sondern um die Ziele des Autonomen Zentrums zu verteidigen und im AZ einen Schutzraum zu schaffen, in dem sich viele unterschiedliche Menschen wohl fühlen können. Mehr Infos zum Umgang mit Konflikten im AZ findet ihr hier.
Wie finanziert ihr euch? Werdet ihr gefördert?
Das AZ finanziert sich ausschließlich selbst; durch Partys, Getränkeeinnahmen, Sach- und Geldspenden usw. Eine Förderung durch z.B. städtische Mittel ist nicht erwünscht – auch wenn das von Stadtseite immer wieder gerne behauptet (und abgelehnt) wird. Bis jetzt funktioniert das bestens.
Kann man bei euch Geld verdienen?
NEIN – ein AZ-Grundsatz lautet: am und im AZ soll niemand Geld verdienen. Deshalb arbeiten alle umsonst – von den AGs über die Theke bis zu den auftretenden Bands, DJ_anes, Künstler_innen usw. (Unkosten werden natürlich erstattet, denn draufzahlen soll auch niemand). Wenn wir anfangen würden Löhne oder Gagen zu zahlen, würde das Prinzip der unkommerziellen hierarchiefreien Selbstorganisation schnell zusammenbrechen.
Ihr nennt euch ‚unkommerziell‘ – was heißt das, und warum nehmt ihr trotzdem Eintritte?
Es besteht der Anspruch, ‚unkommerzielle‘ Veranstaltungen zu machen. Dahinter steckt die Beobachtung, dass mehr und mehr Menschen aufgrund ihrer finanziellen Lage von der Teilhabe an Kultur und gesellschaftlichem Leben ausgeschlossen werden. Bestes Beispiel sind die immer teurer werdenden Konzerte. Wir finden aber: Kultur sollte unabhängig vom Geldbeutel für jede_n da sein!
Wir brauchen aber trotzdem Geld. Deshalb nehmen wir für manche Veranstaltungen „freiwillige Spenden“ und geben einen Spendenvorschlag an; bei Parties und Konzerten sind das in der Regel „3-5€ (nach Selbsteinschätzung)“. Dies ist kein verpflichtender Eintritt – wer keine Kohle hat darf trotzdem rein! Bitte bedenkt aber: das AZ ist leider auf Einnahmen angewiesen, also nutzt es nicht aus, nur weil wir „so doof sind und nicht mal Einlass-Stempel verteilen/ kontrollieren“…
Deshalb halten wir auch die Getränkepreise möglichst niedrig (z.B. Bier 1,50€ für 0,5l).
Was macht ihr mit dem Geld? Winterurlaub auf den Bahamas?
Nee, dafür sind wir leider zu oft pleite. Nächstes Jahr vielleicht… Bis dahin wandert das Geld in Sprit für den Generator, kleinere und größere Anschaffungen, Instandhaltung und Verschönerung des Hauses, Band-Unkosten, …
Wer organisiert eigentlich die ganzen Partys und Konzerte? Sind das externe Veranstalter_Innen, vermietet ihr die Räume?
Vermieten? Nein, im Gegenteil! Alle Partys und Konzerte werden vom AZ organisiert.
Kann ich ma’ bei euch mit meiner Band spielen, ne Party machen oder auflegen?
Prinzipiell: klar, gerne! Meldet euch bei den Konzertgruppen (unter „Gruppen & Projekte„). Bitte habt Verständnis, dass wir lange nicht alles umsetzen können – wir bekommen jede Menge Anfragen…
Ihr macht das alles selbst und umsonst? Krass…kann man euch bei den Partys helfen?
Jaaa, sehr gerne! Das Partyministerium hat einen „Party Pool“ eingerichtet; das ist ein Emailverteiler, über den ihr ca. ne Woche vor einer Party eine Mail mit einem Online-Schichtplan erhaltet. Falls ihr an dem Abend Zeit habt, tragt ihr euch da einfach ein. 2 Freigetränke pro Stunde und unsere tiefe Dankbarkeit gibt’s dann dazu. Schickt einfach ne Mail mit Betreff „Party Pool“ an partyministerium[ät]riseup.net, wir melden uns dann bei euch.
Ey, die letzte Party war aber ganz schön kacke… ne Band hat abgesagt, aufm Klo gab’s kein Wasser zum Spülen, n‘ Hund hat mir ans Bein gepisst und in der Kneipe lief nur/ kein Punkrock! Was soll’n der Scheiß?
Ey, mach’s besser! Wir sind halt kein Club. Wir werden nicht bezahlt. Wir reißen uns tagtäglich, an dem Abend und danach sonst was auf, um trotz aller Probleme nen runden Abend hinzulegen. Gelingt uns meistens. Wir sind auch echte Profis im Improvisieren geworden. Wenn dann trotzdem mal was nicht klappt und dir das stinkt, dann beschwer dich an der Theke, schick uns ne Mail, geh ab jetzt in die Live Music Hall – oder am besten: kümmer dich selbst drum und frag an der Theke nach, wo’s Wasser oder Klopapier gibt. Das hier ist 100% D.I.Y. – Do It Yourself!
Ihr seid doch alles Haschischspritzer, oder? – Thema Drogen
Wir halten nicht viel von der repressiven staatlichen Drogenpolitik („Just say ‚No'“) – eher mit Timothy Learys „Just say KNOW“. Wir halten aber auch nichts von Totalabstürzen oder gewissen extrem gefährlichen Substanzen. Daher hat das Plenum folgende Grundsätze festgelegt, die auch im AZ aushängen:
- Du bist für dich und deinen Konsum verantwortlich. Kenne deine Grenzen!
- Partys und Veranstaltungen im Autonomen Zentrum sind immer auch eine politische Aktion – bedenke das!
- Gebt aufeinander Acht, redet mit den betreffenden Personen über übermäßigen Konsum – am besten nicht erst wenn es zu spät ist!
- Wenn du meinst dich abschießen zu müssen, dann geh doch bitte woanders hin.
- Folgende Drogen werden im AZ nicht geduldet: Crack, Heroin/ Schore, intravenöse Drogen, GBL (auch als “Liquid Exstacy” oder “KO-Tropfen“ bekannt)
- Dealen im AZ geht auch gar nicht!